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Trumps Gegenkandidat Evan McMullinDer Spion, der aus Utah kam

Evan McMullin sieht sich als konservative Alternative zu Trump. Evan McWho? Der ehemalige CIA-Agent will die Mehrheit in Utah holen.

Krasser Außenseiter, kühne Rechnung Foto: ap

WASHINGTON taz | Evan McMullin vergleicht sich gern mit Uber. So wie Uber das Taxigewerbe aufmischte, werde er die beiden großen Parteien das Fürchten lehren. Die steckten nämlich in der Vergangenheit fest. Sie ließen an satte Unternehmen denken, die nur noch ihre Pfründen verteidigen wollten, statt nach vorn zu blicken.

Große Worte für einen Politiker, der vor drei Monaten noch unbekannt war. Da gab er seine Bewerbung fürs Weiße Haus bekannt, ein 40-jähriger Konservativer aus Utah. Er machte dort weiter, wo die Never-Trump-Bewegung aufgehört hatte. Jene Republikaner, die monatelang verkündet hatten, jeden Kandidaten küren zu wollen, nur nicht Donald Trump, gaben auf dem Parteitag im Juli auf. Dagegen setzt McMullin auf Utah.

Der Bundesstaat gilt als sichere republikanische Bank. Seine Bevölkerung besteht zu fast 60 Prozent aus Mormonen. Bei deren strenger Moral ist die Abneigung gegen den windigen Populisten Trump besonders stark. Seit ein Video kursiert, in dem er damit prahlt, dass er sich bei Frauen alles erlauben könne, weil er ein Star sei, ist die Abneigung noch größer. Hillary Clinton zu wählen, kommt in dem konservativen Milieu nicht infrage. Das ist McMullins Chance: Umfragen für Utah sehen ihn inzwischen bei 30 Prozent der Stimmen – gleichauf mit Trump.

Evan McWho? „Niemand hat je von ihm gehört“, machte sich Trumps Vize Mike Pence neulich lustig. Worauf McMullin an Trump gerichtet erwiderte: „Klar, Sie haben noch nie von mir gehört, weil ich Terroristen im Ausland bekämpfte, während Sie Frauen auf Schönheitswettbewerben belästigten.“ Elf Jahre lang war McMullin CIA-Agent. Was genau er da machte, sagt er nicht, nur, dass sein Einsatzgebiet von Südasien bis zum Nahen Osten reichte.

Davor hatte er die mormonische Brigham-Young-Universität absolviert und für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Brasilien missioniert. Nach seinem Abschied von der CIA wurde er Investmentbanker. Seit 2013 berät er die republikanische Fraktion im Repräsentantenhaus. Der Mann mit dem schütteren Haar gilt als Protegé Mitt Romneys, der 2012 gegen Barack Obama verlor und heute zu Trumps schärfsten Kritikern zählt.

Die kühne Rechnung des krassen Außenseiters geht etwa so: Holt er am 8. November die Mehrheit in Utah, bekommt er die dortigen sechs Wahlmännerstimmen. Und falls weder Clinton noch Trump auf die notwendige Mehrheit von 270 Stimmen im Wahlmännergremium kommen, muss laut Verfassung das Abgeordnetenhaus die Hängepartie entscheiden. Dort haben die Republikaner die Mehrheit. In McMullins Kalkül würde dann die Never-Trump-Bewegung wieder erwachen.

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So unwahrscheinlich das klingt, gibt es ein historisches Vorbild. 1824 delegierte das Repräsentantenhaus John Quincy Adams so ins Präsidentenamt. Adams hatte weniger Wählerstimmen gehabt als sein Rivale Andrew Jackson, aber auch der hatte die absolute Mehrheit verfehlt.

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