Trump setzt Ankündigungen um: US-Zölle auf Stahl und Aluminium kommen
Nun ist auch die EU erstmals von Trumps Zöllen betroffen. Brüssel hat sich bereits vorbereitet.
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„Heute vereinfache ich unsere Zölle auf Stahl und Aluminium“, sagte der US-Präsident. Als Begründung führte er an, dass die USA seit Jahren durch andere Länder „ausgenutzt“ würden. Trump deutete zudem an, dass er die Einführung zusätzlicher Zölle auf Autos, Arzneimittel und Computerchips in Betracht ziehe.
In seiner ersten Amtszeit bis 2021 hatte Trump ebenfalls zusätzliche Abgaben auf Stahl und Aluminium eingeführt. Die EU reagierte damals ihrerseits mit Zöllen auf ausgewählte US-Produkte, etwa Jeans, Whisky und Motorräder.
Die EU-Kommission hatte am Montagmorgen mitgeteilt, „auf allgemeine Ankündigungen ohne Einzelheiten oder schriftliche Klarstellung“ aus Washington werde sie keine Gegenmaßnahmen ergreifen. Sie sehe derzeit „keine Rechtfertigung, Zölle auf ihre Ausfuhren zu verhängen“. Brüssel werde aber „reagieren, um die Interessen der europäischen Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher vor ungerechtfertigten Maßnahmen zu schützen“.
EU kann reagieren, sagte Scholz beim TV-Duell
Die EU könne binnen einer Stunde gemeinsam reagieren, sagte Bundeskanzler Scholz bereits am Sonntagabend beim TV-Duell mit Friedrich Merz. Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck betonte, man sei vorbereitet: „Europa muss und kann nur geschlossen und entschlossen auf einseitige Handelsbeschränkungen reagieren“, so Habeck am Montag nach einem Treffen mit Wirtschaftsverbänden. Zuvor hatte der Grünen-Politiker mit EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič telefoniert.
Die mögliche Ausnahme Australiens von den Zöllen begründete Trump mit einem US-Handelsüberschuss gegenüber dem Land. „Und der Grund dafür ist, dass sie viele Flugzeuge kaufen. Sie sind ziemlich weit weg und brauchen viele Flugzeuge“, sagte Trump.
Nach Angaben von Australiens Regierungschef Anthony Albanese hatte Trump zuvor „zugestimmt, dass eine Ausnahmeregelung im Interesse unserer beiden Länder in Erwägung gezogen wird“. In einem Telefonat mit dem US-Präsidenten habe er sich dafür eingesetzt, dass Australien von den drohenden Zöllen auf Stahl und Aluminium ausgenommen werde, sagte Albanese am Dienstag (Ortszeit) vor Journalisten.
Australien spielt auf den Stahlexportmärkten weltweit zwar nur eine untergeordnete Rolle. Das Land verfügt aber über bedeutende Vorkommen an Eisenerz, einem wichtigen Rohstoff für die Stahlproduktion. Sollte Trump einer Ausnahme für Australien zustimmen, wäre es eines der ersten Länder, für die eine solche Regelung gelten würde.
Stahlmarkt ohnehin instabil
Durch die neuen US-Zölle auf Stahl wird die Lage auf dem für viele Industriebereiche strategisch wichtigen Stahlmarkt noch komplizierter. Dieser wurde schon durch die Überproduktion in China und die stotternden Hochöfen in Europa destabilisiert.
Laut den aktuellsten Zahlen des Branchenverbands World Steel wurden im Jahr 2023 weltweit 1,89 Milliarden Tonnen Stahl produziert. Mit 1,02 Milliarden Tonnen produzierte Weltmarktführer China mehr als die Hälfte, deutlich dahinter landeten die USA mit 81 Millionen Tonnen. Hingegen importierten die USA im Jahr 2023 26,4 Millionen Tonnen Stahl, was sie zum zweitgrößten Importeur nach der Europäischen Union macht.
Washingtons bevorzugter Stahllieferant ist Kanada. Laut dem US-Handelsministerium führten die USA 2024 5,95 Millionen Tonnen aus dem nördlichen Nachbarland ein. Brasilien exportierte 4,08 Millionen Tonnen Stahl in die USA, die EU 3,89 Millionen Tonnen, dahinter folgen Mexiko und Südkorea mit 3,19 beziehungsweise 2,5 Millionen Tonnen. China exportierte hingegen nur rund 470.000 Tonnen in die USA.
Der kanadische Industrieminister François-Philippe Champagne bezeichnete die Zölle als „völlig ungerechtfertigt“. Er kündigte eine „klare und maßvolle“ Reaktion seines Landes an, ohne zunächst weitere Einzelheiten zu nennen. Der britische Stahlverband UK Steel zeigte sich besorgt über einen „verheerenden Schlag“ für eine ohnehin schwächelnde Branche.
Die Ankündigung könnte Experten zufolge auch einen negativen Effekt auf bestimmte Wirtschaftszweige in den USA haben. Stahl und Aluminium seien „entscheidende Rohstoffe für die US-Industrie, auch für den Export“, warnte Maurice Obstfeld vom Institute for International Economics. Die Zölle könnten auf der US-Seite „einen großen Angebotsschock“ auslösen, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.
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