Trotz Wirtschaftskrise: Nachfrage nach grünen Gütern steigt
Weltweit wird bis 2020 mindestens doppelt so viel für Umwelt- und Klimaschutz ausgegeben, sagt das DIW voraus. Davon profitiert die deutsche Industrie.
BERLIN taz Unter den Windenergieherstellern auf der Industriemesse in Hannover war von Krisenstimmung nichts zu spüren. "Derzeit gebe es nur zwei Themen, Krise und Klima" sagt ein Branchenvertreter, man profitiere vom anhaltenden grünen Boom. Und die Zukunft sehe gut aus, sein Unternehmen werde weiter Mitarbeiter einstellen und wachsen.
Tatsächlich werden sich die Ausgaben für Klima- und Umweltschutzmaßnahmen bis 2020 im Vergleich zu 2004 mindestens verdoppeln, heißt es in einer am Mittwoch vorgestellten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Der Grund für die wachsende Nachfrage etwa nach Recyclingsystemen ist insbesondere die steigende Umweltverschmutzung in Schwellen- und Entwicklungsländern.
Die deutsche Industrie sei in diesem Bereich traditionell sehr wettbewerbsstark, sagt Dietmar Edel vom DIW. "Sie wird auch von dem zu erwartenden weltweiten Anstieg der Nachfrage nach diesen Gütern profitieren." Insbesondere im Bereich der Mess- und Regeltechnik, aber auch bei den erneuerbaren Energien hätten deutsche Unternehmen eine Vorreiterposition.
Der Studie zufolge könnte Deutschland im besten Fall 2020 für 102,5 Milliarden US-Dollar Umwelt- und Klimagüter exportieren. Unter vorsichtigen Annahmen rechnet das DIW mit Exporten von 64,3 Milliarden. Zum Vergleich: 2004 lag der Wert bei 24,3 Milliarden. Laut Edler werden vor allem außerhalb Europas mehr Güter nachgefragt "Wir erwarten weltweit eine gewisse Verlagerung hin zu Asien und teilweise auch Nordamerika."
Die Nachfrage nach Umweltgütern sei dabei stark von politischen Weichenstellungen abhängig, sagt Edler. Auch deshalb rechnet er für die Zukunft mit positiven Impulsen aus den USA. Dort werde der Klimaschutz nun sehr viel positiver eingeschätzt. Es sei aber wichtig, nicht nur auf den Export zu setzen: "Die Wirtschaftlichkeit der deutschen Unternehmen hängt vom heimischen Markt ab."
Für Axel Waldmann vom Solarhersteller Schott Solar ist die Förderung im Inland ebenfalls zentral. "Das Erneuerbare-Energien-Gesetz muss bleiben." Das sei entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit. Schott Solar erwarte ebenfalls ein starkes Wachstum des Umsatzes mit Klima- und Umweltgütern, vor allem in den USA. Aus diesem Grund habe das Unternehmen dort einen neuen Produktionsstandort gebaut, der dieses Jahr eröffnet wird.
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