kurzkritik: schweden-magazin : Trocken wie Knäckebrot
Eine Schnapsidee? Der Bremer Verleger Nils Aschenbeck hat ein neues Hochglanz-Zweimonats-Heft an die Kioske gebracht. Es heißt „Schweden für Freunde“, nennt sich „das literarische Reisemagazin“ und Gotland ist das Titelthema der ersten Nummer: Gibt es für so etwas LeserInnen?
Jedenfalls brummt der deutsche Skandinavien-Tourismus. Und „Schweden-Urlauber“, vermutet Aschenbeck, „haben eine emotionalere Bindung ans Land als beispielsweise Spanienreisende“. Trotzdem kann er noch nicht so recht aus dem Vollen schöpfen: Vier Anzeigen auf 64 vierfarbigen Seiten – das reicht nicht für die Finanzierung. Also hat er die meisten Texte selbst geschrieben – und da reicht’s nicht für den literarischen Anspruch: In seiner Prosa tummeln sich Modal- und Hilfsverben, Passivkonstruktionen verbinden Substantivreihen und dann und wann „erinnert“ etwas an etwas anderes – insbesondere Gotland an „griechische Inseln“, deren Vorzügen es offenbar nacheifert, ohne sie jedoch zu erreichen: „Wie auf griechischen Inseln“, so referiert seine Titelstory, „wird auf Gotland inzwischen sogar Wein angebaut“, wenn auch kein guter. „Man kann den Tropfen im Restaurant des Winzers probieren.“ Und „im staatlichen Alkoholladen, dem Symbollaget, ist der Wein zu erwerben“.
Beim Wort genommen zeichnen diese Aufsätze das Bild eines Landes, das so spröde ist wie Knäckebrot und so sinnlich wie lange Wollunterhosen: Immerhin, für hartgesottene Schweden-Freunde mag das eine schockierende Erfahrung sein. BES
Schweden für Freunde, Aschenbeck-Verlag, 4,90 Euro.