piwik no script img

Trend „Ökotel“Zaghafte Schritte

■ Bremer Hotellerie kann nicht protzen

Ökologie setzt Umdenken voraus. Doch Bremen ist in punkto „umweltgerechte Gestaltung von Hotels“noch Entwicklungsland. Hotelliers, die hier auf „öko“setzen, sind EinzelkämpferInnen – wie die Leitung des „Bremer Hauses“. In Kooperation mit der „Bremer Umwelt Beratung“(BUB) geht sie neue Wege. Die taz fragte BUB-Mitarbeiterin Karen Helmke-Kohler zum „Ökotel“.

taz : Gibt es schon ein Prädikat für „Ökotels“?

Karen Helmke-Kohler: Es gibt verschiedene kleinere Siegel. Aber kein bundesweites. In Bremen gab es noch keine Wettbewerbe, bei dem man ein Siegel erhalten konnte. Außerdem kriegt man kaum Listen, in der nach ökologischen Gesichtspunkten ausgewählte Hotels verzeichnet sind.

Der ungeschützte Begriff „Ökotel“ist in aller Munde. Worauf darf man sich gefaßt machen?

Grundsätzlich muß es bei einem „Ökotel“darum gehen, daß man sich auf den Weg machen will. Der Begriff hat für mich etwas Ganzheitliches und sollte sich eigentlich auf einen Neubau beziehen, den ich entsprechend ökologisch dämme, streiche, einrichte und bewirtschafte. Aber bei der Beschaffung von regionalen und saisonalen Produkten wird es oft schwierig: Das fängt mit dem Angebot von Kaffee und Tee an. Außerdem sieht ein Öko-Hotel auf dem Land natürlich anders aus als in der Stadt. Hier gibt es natürlich keinen Komposthaufen und kein Kräutergärtchen.

Es gibt jetzt auch in Bremen ein Beispiel für ein ökologisches Hotel. Wie sieht es in diesem Haus aus?

Dort fing alles bei Null an. Der Müll wanderte unsortiert in die riesige Mülltonne. Dort muß man natürlich ganz neue Strukturen aufbauen, Wertstofftrennung einführen beispielsweise. Von einem Ökotel ist man in der Hansestadt allerdings noch weit entfernt.

Was haben Sie neben dem Mülltrennen noch verändert?

Wir haben auch die Abfallvermeidung unter die Lupe genommen, die Dosierspender im Badezimmer, den Einsatz von Mehrwegflaschen – und den Warenbezug. Der soll regional ausgerichtet werden, um Transportkilometer zu vermeiden.

Das klingt ja nach Kraut- statt nach Eisbergsalat. An welche Klientel richtet sich das Konzept?

Warum kein Krautsalat? Das ist natürlich ein Punkt, an dem auch ein Ökotel Kompromisse schließen muß. In erster Linie geht es um den Gast. Das Hotel wendet sich immer noch an seine hergebrachte Klientel..

... die jetzt ein paar Mark mehr zahlen soll?

Nein, der Preis bleibt der gleiche. Aber große Neuerungen müssen natürlich erst reingewirtschaftet werden. Auch die kleinen Investitionen, wie Dosierspender in Zimmern, kostet rund 16.000 Mark. Das ist alles keine Kleinigkeit.

Ist es schwierig, Personal zu finden, das dieses „Neue Denken“beherrscht?

Am Personal liegt es nicht. Meist funktioniert es dort gut, wo die Abteilungsleiter sich Gedanken machen, wie die Umstellung sich auf die Angestellten auswirken könnte. Wenn Mitarbeiter sich ernstgenommen fühlen, sind sie zu Veränderungen bereit.

So einfach?

Man muß den inneren Schweinehund auch überlisten. Wir haben hier in Bremen, wo man wegen des weichen Wassers keinen Weichspüler braucht, ein kleines Experiment gemacht und den Klarspüler aus der Spülmaschine gegen Wasser ausgetauscht. Es ist niemandem aufgefallen. So hatten wir etwas Überzeugendes in der Hand

Fragen: Eva Rhode

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen