piwik no script img

Treibende Kraft beim Sturz MossadeghsCIA putschte im Iran

Codename „Operation TPAJAX“: Um den Nachschub billigen Öls für Großbritannien zu sichern, plante die CIA 1953 den Sturz der iranischen Regierung Mossadeghs.

Schah Resa Pahlewi auf dem Weg in den Iran (Archivbild vom 21. August 1953). Bild: imago/United Archives

WASHINGTON ap | Der US-Geheimdienst CIA war jüngst freigegebenen Dokumenten zufolge planende, treibende und ausführende Kraft beim Sturz des demokratisch gewählten iranischen Ministerpräsidenten Mohammed Mossadegh vor 60 Jahren.

Die Verwicklung amerikanischer und britischer Geheimdienste war seit längerem bekannt und der CIA hatte dies kürzlich selbst eingeräumt. Auf seiner Webseite berichtete er im vergangenen Jahr: „19. August 1953 - Iranischer Ministerpräsident Mohammed Mossadegh bei vom CIA unterstützten Coup gestürzt.“

Historiker, die die in dieser Woche veröffentlichten Geheimdokumente aus der damaligen Zeit durcharbeiteten, gehen nun aber einen Schritt weiter. Aus den von der Geheimhaltung befreiten Papieren gehe „das erste formelle Eingeständnis hervor, dass der CIA geholfen hat, den Putsch zu planen und auszuführen“, erklärte das Nationale Sicherheitsarchiv der George-Washington-Universität auf seiner Webseite. Die Begründung für die US-Politik vor 60 Jahren hat erstaunliche Parallelen mit der westlichen Kritik am iranischen Atomprogramm dieser Tage.

Der CIA erklärte, der Iran bedrohe die Sicherheit des Westens, weil er nicht mit dem Westen kooperiere. Iran lehnte es damals ab, mit der britisch kontrollierten Anglo-Iran Oil Co. Geschäfte zu machen. Das habe den Nachschub billigen Öls für Großbritannien gefährdet und eine britische Invasion heraufbeschworen, die wiederum eine sowjetische Invasion zu den iranischen Ölfeldern hätte auslösen können.

Nach diesem Befund wurde ein Plan entworfen, dies zu verhindern - unter der Überschrift „Kampagne zur Einsetzung einer prowestlichen Regierung in iranischer Verantwortung“ hieß es, legale und quasi legale Methoden seien anzuwenden, „um den Sturz der Regierung Mossadegh“ herbeizuführen und sie „mit einer prowestlichen Regierung unter Führung des Schahs (Resa Pahlewi) zu ersetzen“. Ein weiteres Dokument ist „Die Schlacht um den Iran“ überschrieben und enthält den Putschplan des CIA unter dem Codenamen „Operation TPAJAX“.

Offizielle Entschuldigung steht aus

Darin resümiert ein nicht namentlich genannter Autor, aus bisherigen Darstellungen gehe nicht hervor, dass der „Militärputsch zum Sturz Mossadeghs unter Leitung des CIA als Akt amerikanischer Außenpolitik ausgeführt wurde, der von der höchsten Regierungsebene erdacht und gebilligt wurde“. Der Putschplan sei „ein offizielles Eingeständnis (geschwärzt), das normale, rationale Methoden der internationalen Kommunikation und Handels versagt hatten. TPAJAX wurde als letztes Mittel angewandt.“

Iran hat seit dem Putsch 1953 eine offizielle Entschuldigung gefordert. Präsident Bill Clinton kam einer Entschuldigung 1999 nahe, Präsident Barack Obama sagte in seiner Kairoer Rede 2009, die USA hätten „eine Rolle beim Sturz einer demokratisch gewählten iranischen Regierung gespielt“. Eine ausdrückliche Entschuldigung der USA steht bis heute aus.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • A
    Anna

    Das ist beileibe nicht der einzige Putsch, der gefördert oder gar iniziiert ist von westlichen Ländern. Südamerika schafft es erst langsam ein paar demokratisch gewählte Präsidenten über mehrere Jahre am Leben zu erhalten. Westliche Mächte wollen sich auch dort die Rohstoffe billig sichern. Die Krebserkrankungen einiger sozialistischer südamerikanischer Präsidenten sollte von kritischen Journalisten auch mal mehr hinterfragt werden.

  • S
    stnf

    Für "Die Begründung für die US-Politik vor 60 Jahren hat erstaunliche Parallelen mit der westlichen Kritik am iranischen Atomprogramm dieser Tage" erwartet nicht nur Frau Kruse ein Fitzelchen Begründung.

  • R
    Rrrrrr..

    An Oma Kruse: im folgenden Absatz werden sie aufgeklärt: "Der CIA erklärte, der Iran bedrohe die

    Sicherheit des Westens, weil er nicht mit dem Westen kooperiere. Iran lehnte es damals ab, mit der britisch kontrollierten

    Anglo-Iran Oil Co. Geschäfte zu machen. Das habe den Nachschub billigen Öls für

    Großbritannien gefährdet ." Erkennen sie eine Parellele?

  • D
    D.J.

    Auch wenn Mossadegh nicht gerade ein lupenreiner Demokrat war - zumindest war er säkular, hochgebildet und aufgeklärt. Freilich ist schwer einzuschätzen, ob sich die iranische klerikalfaschistische Reaktion nicht irgendwann auch gegen ihn gerichtet hätte (wie später gegen Reza Pahlevi).

  • Der Satz:

     

    "Die Begründung für die US-Politik vor 60 Jahren hat erstaunliche Parallelen mit der westlichen Kritik am iranischen Atomprogramm dieser Tage."

     

    leuchtet mir nicht ein. Diese Aussage belegt der Autor nicht in seinem Text.

  • R
    Rrrrrr.....

    Ein berühmter Historiker erklärte neulich, daß ihm auffalle, daß heutzutage immer weniger über geostrategische und geopolitische Zusammenhänge berichtet werde. Ein Analyse der wirklichen Beweggründe für Kriege oder Putschs bliebe aus. Es werde nur über das Offensichtliche "berichtet" - und keine Gründe benannt, warum mächtige Staaten gewisse Strömungen mit Geld und Waffen unterstützen und andere nicht. Das, was damals bei nahezu jedem Krieg oder Putsch als Beweggründe angeführt werden konnte (Ressourcen und Macht), auch nahezu jeden modernen Konflikt bestimme. Ich stimme zu. Die Lobbies sind mächtiger denn je. Die Geheimdienste sind mächtiger denn je. Man kann dies mittlerweile sagen, ohne als Verschwörungstheoretiker zu gelten. Jetzt fehlt nur noch der vielbeschworene moderne, unabhängige und kritische Journalismus, der angstfrei die Punkte verbindet und analytisch Tacheles redet.

  • P
    p3t3r

    und was hilft eine entschuldigung den abertausenden von toten die diesen eingriff in die struktur und politik eines fremden landes hervor gerufen hat