Treffen der Naturkundemuseen: Ein unermesslicher Schatz

Die Naturkundemuseen wollen sich bei der gesellschaftlichen Debatte über Nachhaltigkeit mehr einbringen.

Saueriersaal des Naturkundemuseums in Berlin

Debattiert wurde auf dem Museumstreffen im Sauriersaal des Berliner Naturkundemuseums Foto: Thomas Rosenthal/Museum für Naturkunde Berlin

BERLIN taz | Das Artensterben alarmiert die Naturkundemuseen. Die Wissenschaft könne dem fortschreitenden Verlust von Tier- und Pflanzenarten nicht tatenlos zusehen, sondern müsse sich in die Politik einmischen und die Gesellschaft für mehr Nachhaltigkeit mobilisieren. Dies war der Tenor des Treffens von Direktoren der 12 weltweit größten Naturkundemuseen in dieser Woche in Berlin. Unter dem Motto „Für Natur“ verkündete das Berliner Museum für Naturkunde (MfN), „sich verstärkt als Vermittler, Aktivator und Berater in die gesellschaftliche Debatte einbringen“ zu wollen.

Zum Start der Kampagne „Für Natur“ im Sauriersaal des Museums verwies MfN-Direktor Johannes Vogel auf den Bestand von 30 Millionen Objekten seines Hauses – vom T-Rex-Gerippe und ausgestorbenen Insekten bis hin zu Meteoritenbrocken. Das Besucherinteresse sei stark gestiegen: 2016 zog das Museum 821.000 Besucher an, 50 Prozent mehr als im Vorjahr, und ist damit das meistbesuchte Naturkundemuseum Deutschlands.

Diese Sammlungen stellten einen „unermesslichen Schatz für die Menschheit“ dar, den es aber nicht nur zu bewahren gelte. Vielmehr gewinne das MfN als Forschungsmuseum für Biodiversität innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft daraus auch „wichtige Erkenntnisse über das Gleichgewicht der Welt“, sagte Vogel. Die jüngere Entwicklung – neben dem Artensterben wurden auch der Klimawandel, Plastik in den Meeren und der Kampf um Rohstoffe als Beispiele angeführt – fordere das Museum zu mehr Engagement heraus. Vogel: „Unsere Forscherteams möchten mit ihrem gebündelten Wissen in Zukunft verstärkt an die Öffentlichkeit treten, um aktuelle Entwicklungen zu deuten, globale Veränderungen vorauszusagen, und Bürgerinnen und Bürger mit einzubeziehen“. Gleichzeitig wolle das MfN „eine Plattform des Austauschs für unterschiedliche Akteure der Zivilgesellschaft bieten“, etwa für Citizen-Science-Projekte.

Für diese gesellschaftliche Mission sollen künftig bekannte Persönlichkeiten als „Botschafter“ gewonnen werden. Als erster „Botschafter für Natur“ wurde am Montag der Publizist und Philosoph Richard David Precht ernannt. Er erhielt die lindgrüne „Für Natur“-Krawatte mit dem Schriftzug des Naturforschers Alexander von Humboldt, in dessen Tradition sich das Museum noch stärker profilieren möchte. Er sei „der erste global denkende und handelnde Wissenschaftler“ gewesen, sagte Vogel über Alexander von Humboldt. Deutschlands.

Wie die Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales des Landes Berlin, Sawsan Chebli, mitteilte, erhält das MfN aus Mitteln des Bundesforschungsministeriums und des Landes zusätzlich 2 Millionen Euro für einen „Aktionsplan Forschungsmuseum“. Damit sollen neue Formate zur Beteiligung des Museumsbesucher entwickelt werden.

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