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Traurig & wahrKinder in Niedersachsen können nicht genug deutsch

Sprachförderung für die Kleinsten

Ein erstmals vorgenommener Sprachtest an 20 Pilotstandorten in Niedersachsen hat bei den Kindern teilweise extremschlechte Deutschkenntnisse belegt. 555 der 1.379 Kinder hätten gar keine oder keine ausreichenden Sprachkenntnisse gehabt, teilte Kultusministerin Renate Jürgens-Pieper (SPD) mit. Sie bekämen nun vor der Einschulung vom Februar kommenden Jahres an eine Sprachförderung.

Der Großteil der Kinder mit Förderbedarf stammte aus eingewanderten, 13 Prozent kamen aus deutschen Familien. Für das Pilotprojekt waren Schulen mit einem hohen Anteil an Zuwanderer-Kindern ausgewählt worden. Fast alle liegen in einem sozial schwierigen Wohnumfeld. Getestet wurden Kinder, die im kommenden Sommer eingeschult werden sollen. Jürgens-Pieper meinte, sie habe den Ausgang des Tests im wesentlichen so erwartet. Ein wenig überrascht habe sie nur, dass rund 80 Prozent der Kinder mit Sprachförderbedarf einen Kindergarten besuchen.

Vom Schuljahr 2003/2004 an werden an allen Grundschulen in Niedersachsen die Deutschkenntnisse der Kinder überprüft, die im darauf folgenden Schuljahr eingeschult werden. Kinder, die den mündlichen Test nicht bestehen, erhalten dann ein halbes Jahr lang eine Sprachförderung von 15 Stunden pro Woche, die bei Bedarf in der ersten und zweiten Klasse mit fünf Stunden pro Woche fortgesetzt werden kann. Eine Verlängerung sei möglich.

Für die Förderung sind mittelfristig 12,5 Millionen (2004) und 13,6 Millionen Euro (2005) vorgesehen. Dies entspreche 280 Lehrerstellen. Pro Kind erhielten die Schulen 1,5 Lehrerstunden.

Sprachförderung gab es Jürgens-Pieper zufolge bislang erst nach der Einschulung. Sie schloss nicht aus, einen „gewissen Druck“ zur sprachlichen Integration auszuüben – beispielsweise indem weniger kooperativen Familien die endgültige Aufenthaltserlaubnis vorenthalten würde, wie dies andere Staaten täten. dpa

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