Trauer in Neukölln: Letztes Geleit für Burak B.
Rund 2.000 Menschen nehmen Abschied von dem erschossenen 22-Jährigen.
Auf dem Sarg liegt ein Kranz. „Wir haben zusammen gelernt, gelacht und wir haben zusammen gefeiert. Deine Mitschüler“, steht darauf geschrieben. Viele der Anwesenden im Innenhof der Sehitlik-Moschee am Columbiadamm tragen auf ihrer Brust das Foto eines jungen Mannes: Burak B.
Gut eine Woche ist es her, dass der 22-Jährige von einem Unbekannten erschossen wurde. Burak B. war nachts mit vier Freunden unterwegs, als der Täter unvermittelt auf sie feuerte. Am Freitagnachmittag haben in Neukölln zahlreiche Menschen von Burak B. Abschied genommen. Nach Schätzungen der Polizei kamen zur Trauerfeier rund 2.000 Menschen.
Der Innenhof der Sehtilik-Moschee ist gut gefüllt. Mindestens sechs Kamerateams drängeln sich vor Ort, dazu zahlreiche Fotografen. Auch der türkische Botschafter und der Generalkonsul sind gekommen. Vor der Moschee stehen vier Särge, darunter der von Burak B. Während die anderen drei Särge relativ rasch nach der Trauerfeier vom Moscheegelände gerollt werden, bleibt der Sarg von Burak B. noch lange vor Ort. Viele wollen noch davor verweilen.
Vor dem Moscheeeingang halten derweil mehrere Menschen Schilder hoch. „Buraks Mord darf nicht unaufgeklärt bleiben“ ist auf einem Plakat zu lesen. „Ich bin mir sicher, dass das ein rassistischer Mord war“, sagt der Mann, der es in der Hand hält, Sencer Eren. Burak B. habe sich in der Mordnacht mit seinen Freunden friedlich verhalten und niemanden gestört.
Vom Täter gibt es bislang keine heiße Spur. Bis Freitag habe die Polizei 41 Hinweise erhalten, erklärt deren Sprecher Volker-Alexander Tönnies. Bei der Frage nach einem möglichen rechtsextremistischen Tatmotiv hält sich Tönnies bedeckt: „Wir ermitteln in alle Richtungen.“ Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen für Hinweise, die zur Aufklärung oder zur Ergreifung des Täters führen, eine Belohnung von 15.000 Euro ausgesetzt.
Um kurz nach 15 Uhr wird Burak B.s Sarg von 20 jungen Männern zum anliegenden Friedhof getragen. Hunderte Menschen begleiten den Zug bis ans Grab. Als die ersten Schaufeln mit Erde in die Grube fallen, bricht eine junge Frau in lautes Schluchzen aus. JOHANNES KULMS
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