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Trauer in BremenÜberbürgermeister gestorben

Hans Koschnick ist tot: Von 1967 bis 1985 Präsident des Bremer Senats erwarb er als EU-Administrator in Mostar internationalen Ruhm

Koschnick, Bahr, Brandt: Ein glorreiches Trio einer glorreichen Partei. Foto: (dpa)

BREMEN taz/epd | Bremens Altbürgermeister Hans Koschnick ist am Donnerstagmorgen im Alter von 87 Jahren gestorben. Koschnick habe mit seiner Persönlichkeit, seiner Volksverbundenheit und seinem unerschütterlichen Glauben an die Versöhnung und Verständigung zwischen den Völkern unauslöschliche Spuren hinterlassen, würdigte Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) den Ehrenbürger der Stadt. Er habe sich insbesondere um die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen verdient gemacht.

Hans Koschnick wurde am 2. April 1929 in Bremen geboren und wuchs unter schwierigen Bedingungen im Hafen- und Werftarbeiterviertel Gröpelingen auf. Geprägt wurde er durch seine Eltern, die sich offen gegen die Nazidiktatur stemmten. Koschnick war der vielleicht letzte Vertreter einer ihrer marxistischen Ursrpüngen bewussten Sozialdemokratie.

Oft war er im Laufe seiner politischen Karriere der jüngste unter seinen Kollegen. So mit 26, als er in die Bremische Bürgerschaft einzog. 1967 wurde er zum Präsidenten des Senats der Freien Hansestadt Bremen gewählt und war damit der jüngste deutsche Ministerpräsident. 1985 trat Koschnick als Bremer Regierungschef zurück, um sich fortan insbesondere in der Außen- und Sicherheitspolitik zu engagieren. Anfang der 1990er Jahre wurde der damalige Bundestagsabgeordnete als möglicher Außenminister gehandelt.

Koschnick war enger Weggefährte von Willy Brandt. Er engagierte sich als politischer Brückenbauer, trug zur Versöhnung mit Israel und Polen bei und lenkte als EU-Administrator den Wiederaufbau in Mostar. In dieser Zeit zwischen 1994 und 1996 erwarb sich der vielfach ausgezeichnete Bremer internationale Anerkennung. Mehreren Anschlägen von Nationalisten entging er knapp. 1996 schließlich demissionierte er, nachdem eine aufgebrachte Menschenmenge seinen Dienstwagen angegriffen – und die kroatische Polizei passiv geblieben war. Koschnick war seit 1954 mit seiner Frau Christine verheiratet, die er als sein „politisches Gewissen“ bezeichnet. Er hinterlässt außerdem einen Sohn und zwei Enkel.

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