Transparency International: Deutschland ist bestechend unkorrupt
Laut Transparency International schmieren deutsche Firmen wenig – allerdings seien sie anfällig für Geldwäsche. Am bestechlichsten sind China und Russland.
BERLIN taz | Deutsche Unternehmen stehen weltweit nur unter geringem Korruptionsverdacht. Dies geht aus dem Bestechungszahlerindex 2011 hervor, den die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat.
Deutschland teilt sich mit Japan den vierten Platz hinter Belgien. Die korrektesten Unternehmen stammen aus den Niederlanden und der Schweiz. Schlusslichter sind China und Russland.
Der Index listet 28 der größten Volkswirtschaften hinsichtlich der Bereitschaft ihrer Unternehmen auf, bei Geschäften im Ausland zu bestechen. Für den Index wurden über 3.000 Führungskräfte von Firmen aus 30 Ländern befragt.
Die Teilnehmer schätzten ein, wie oft ausländische Firmen, mit denen sie Geschäfte machen, im Ausland Schmiergeld zahlten. Auf der Bewertungsskala von 0 (immer) bis 10 (nie) erreichte Deutschland einen Durchschnittswert von 8,6 - genauso wie bei der letzten derartigen Studie vor drei Jahren.
Korruption sei eng an Geldwäsche gebunden, sagt Transparency-Vorsitzende Edda Müller. Denn Schmiergeld müsse aus der offiziellen Buchhaltung des Zahlenden verschwinden. Der Empfänger dagegen verschleiere die Herkunft des Geldes den Behörden gegenüber. Bislang erfülle die Bundesrepublik internationale Standards zur Bekämpfung der Geldwäsche aber nicht vollständig, kritisiert Müller.
Anfällig bei Baumaßnahmen
Ein Geldwäschegremium der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hält Deutschland für besonders anfällig für Geldwäsche. Grund sei unter anderem, dass in Deutschland vergleichsweise häufig mit Bargeld bezahlt werde.
Besonders viel geschmiert werde bei Baumaßnahmen und anderen Investitionen in die öffentliche Infrastruktur. Müller verlangt von Deutschland trotz seiner guten Platzierung auf dem Bestechungszahlerindex, stärker gegen Geldwäsche vorzugehen.
Den aktuellen Entwurf der Bundesregierung zur Novellierung des Geldwäschegesetzes begrüßt Müller. Er sieht vor, Unternehmen und Berufsgruppen wie Spielbanken, Rechtsanwälte oder Steuerberater stärker in die Pflicht zu nehmen. Auch soll es einfacher werden, Verdachtsfälle zu melden.
Müller appelliert an die Bundesregierung, am Plan zur verpflichtenden Einführung eines Geldwäschebeauftragten bei Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern festzuhalten - auch gegen den Widerstand der Wirtschaft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Die Linke im Bundestagswahlkampf
Kleine Partei, großer Anspruch
Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte
Fürs Militär ist Kohle da
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“