Trainerwechsel in Leverkusen: Befristeter Rundenlauf

Peter Bosz muss gehen, Hannes Wolf übernimmt den zuletzt erfolglosen TSV Bayer 04 Leverkusen. Acht Spiele muss er als Cheftrainer absolvieren.

Der neue Trainer von Bayer Leverkusen, Hannes Wolf, gestikuliert am Spielfeldrand.

„Ich lasse niemanden im Stich“: Hannes Wolf will im Sommer zum DFB zurückkehren Foto: Virginie Lefour/dpa

Eine wichtige Information zu seiner neuen Tätigkeit als Leverkusener Cheftrainer erhielt Hannes Wolf direkt bei seiner Vorstellung. Den notwendigen Corona-Test habe er schon gemacht, berichtete der gebürtige Bochumer, das Ergebnis kenne er allerdings noch nicht. Das bekam er dann live in der Pressekonferenz geliefert: Alles in Ordnung, der 39-Jährige kann am Mittwochvormittag wie geplant erstmals vor die Mannschaft treten – und anschließend seinen Job als Rettungssanitäter der Rheinländer angehen.

„Über den Test habe ich wirklich nachgedacht. Daran sieht man, wie verrückt unsere Lebensthemen geworden sind“, erwähnte Wolf, der zuletzt als Cheftrainer die deutsche U18 betreute – weswegen am Montag auch ein Telefonat von Bayers Sport-Geschäftsführer Rudi Völler mit Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff notwendig wurde. „Oliver hat das schnell verstanden, fand die Idee auch gut“, erzählte Völler und fügte hinzu: „Also haben wir Hannes Wolf jetzt erst mal für 'ne Weile ausgeliehen.“

Um genau zu sein, ist Wolfs Engagement bis zum Saisonende befristet. Nach der Freistellung des bisherigen Übungsleiters Peter Bosz ist das für alle Beteiligten eine elegante Lösung: Die Leverkusener Drahtzieher können fürs Erste mit der Hoffnung leben, dass Wolf den seit drei Monaten anhaltenden sportlichen Abwärtstrend stoppt und dem Tabellenführer aus rosigen Dezember-Tagen zumindest noch die Qualifikation für die Europa League sichert.

Und der frisch installierte Coach, der mit dem deutschen Nachwuchs wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr ohnehin noch kein Spiel bestreiten durfte und bis Sommer auch keines hätte absolvieren können, wird, sollte seine Mission schiefgehen, danach wieder in die Arme des DFB zurückkehren.

„Die Konstellation gefällt mir“

Dieses Wissen war Wolf, der mit dem VfB Stuttgart 2017 den Aufstieg in die Bundesliga schaffte, was ihm zwei Jahre später mit dem Hamburger SV nach einer mäßigen Rückrunde nicht gelang, wichtig. Zudem steht Bayers neuem Cheftrainer mit Peter Hermann, bis zu seinem 69. Geburtstag am Montag als Co-Trainer der deutschen U19 ebenfalls beim DFB beschäftigt, nicht nur einer der renommiertesten Assistenztrainer im Lande zur Seite, sondern auch ein Mann mit fast drei Jahrzehnten Leverkusen-Erfahrung als Spieler und Coach.

„Die Konstellation gefällt mir“, sagt Wolf. „Eine ganze Saison ist ein Marathon, das jetzt ist ein 800-Meter-Lauf“, erwähnt er beinahe genießerisch. Am Mittwoch ertönt der Startschuss zu Wolfs Mittelstreckenrennen, bei dem er bis zum Heimspiel gegen Schlusslicht Schalke am 3. April nun schnelle und gezielte Reparaturarbeiten am Mannschaftsgefüge vornehmen muss.

Das Vertrauen, dass Peter Bosz den Weg zurück in die Erfolgsspur noch finden würde, verloren Bayers Bosse spätestens bei den jüngsten Niederlagen gegen die Abstiegskandidaten Bielefeld und Hertha BSC. „In den letzten drei Monaten waren die Spiele und Ergebnisse sehr unbefriedigend, oft liefen die Spiele immer nach demselben Muster ab. Deshalb sahen wir die Notwendigkeit, Dinge anzupassen“, erklärte Sportdirektor Simon Rolfes das Ende der gut zweijährigen Ära Bosz bei Bayer. Und Völler betonte: „Es ist schade, die Entscheidung tut mir auch weh.“

Die Vorgabe an Hannes Wolf, der nach seiner Entlassung beim HSV und vor dem Einstieg beim DFB zehn Monate den belgischen Erstligisten Genk trainierte, ist klar: Den derzeitigen Rang sechs, auf dem die Leverkusener zunehmend von Union Berlin, Freiburg, Stuttgart und Gladbach bedrängt werden, soll er auf jeden Fall halten. An Dortmund, aktuell Fünfter, vorbeizuhuschen oder gar noch die momentan sieben Zähler entfernten Champions-League-Ränge zu erklimmen, wäre ein Bonus.

Beim Start in seinen 800-Meter-Lauf will Leverkusens Leihtrainer nun „ohne den ganz großen Druck“ das ihm anvertraute Personal erst mal „in Energie bekommen“. Und sollte ihm das bis Ende Mai auf beeindruckende Weise gelingen, gilt für eine mögliche Ausdehnung von Wolfs Übergangsjob laut Völler: „Ausgeschlossen ist natürlich nichts.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.