Toyota-Probleme in den USA: Bitte aussteigen
US-Verkehrsminister LaHood hat Toyota-Fahrern geraten, lieber auszusteigen. Vertreter der Firma hätten in einem Ausschuss erklärt, das Gaspedal sei nicht das einzige Problem.
WASHINGTON taz | Sechs Millionen US-Amerikaner besitzen einen Toyota. Am Mittwoch hat Verkehrsminister Ray LaHood ihnen geraten, auszusteigen. In einem Kongress-Ausschuss sagte er, am besten würden sie die Autos: "nicht mehr benutzen". Ein paar Stunden später legte der Minister den Rückwärtsgang ein. Korrigierte: "Wer so ein Auto hat, sollte es zum Händler bringen und reparieren lassen".
Doch da war in der Autobranche und an der Börse bereits der Teufel los. Zumal zusätzlich zwei Abgeordnete erklärt hatten, die "sticky pedals" wären nicht die Ursache der Unfälle durch unkontrollierte Beschleunigungen von Toyota-Autos. Dabei bezogen sie sich auf Leitungsmitglieder von Toyota.
Damit haben die "sticky-pedals" – die versagenden Gaspedale – die Regierung in Washington erreicht. Zuvor haben sie auf den Straßen für beträchtliche Verunsicherung gesorgt. Fahrer der Modelle mit "sticky pedals" wissen nicht, ob sie ihr Auto noch benutzen können. Andere Verkehrsteilnehmer weichen ängstlich aus, sobald sie einen Toyota kommen sehen.
Nach Berichten über plötzliche und unkontrollierte Beschleunigungen, bei denen Fahrer die Kontrolle über ihre Vehikel verloren haben und es zu schweren Unfällen kam, hat Toyota weltweit acht Modelle zurückgerufen. Öffentlich hat der US-Chef von Toyota, Jim Lentz, erklärt, sein Unternehmen wisse, was das Problem sei und werde es lösen. Toyota hat den Verkauf der acht Modelle eingestellt und will an den zurückbestellten Wagen sowohl die "sticky pedals" austauschen, als auch Allwetter-Fußmatten, die in ungünstigen Situationen zu einem Hindernis zwischen Fuß und Pedal werden können.
Doch vor dem Ermittlungsausschuss im US-Kongress, der sich mit den sticky-pedals befasst, haben führende Vertreter von Toyota etwas anderes erklärt. Nämlich, dass die Pedale nicht als Erklärung ausreicht. In einem gemeinsamen Brief an Toyotas US-Chef Lentz werfen die beiden Demokraten Henry Waxman und Bart Stupak dem Unternehmen irreführende Informationen vor: "Ihre öffentlichen Erklärungen sind anders, als die Darstellung, die Toyota-Verantwortliche uns gegenüber gemacht haben." Unter anderem hatten die Toyota-Verantwortlichen den Abgeordneten bei einer Anhörung am 27. Januar gesagt, daß die Ursache für die plötzlichen Beschleunigungen "sehr, sehr schwer zu identifizieren" seien. Und dass es "unwahrscheinlich" sei, dass sticky pedals dafür verantwortlich seien.
Erschwerend kommen Klagen über den "Prius" hinzu. Gegen das Hybrid-Modell von Toyota, dem am besten verkauften japanischen Auto des vergangenen Jahres, laufen Dutzende Klagen wegen defekter Bremsen. Davon 77 in Japan und mehr als ein halbes Dutzend in den USA. Eine der Hypothesen, die die Verkehrssicherheitsbehörden in den USA untersuchen, sind Interferenzen zwischen elektromagnetischen Wellen von Stromleitungen und den Bordcomputern der betroffenen Autos.
Bleibt die Frage: Was tun, wenn es in einem Toyota passiert? Wenn das Auto plötzlich durchbricht und unkontrolliert beschleunigt. Ein US-amerikanischer Autospezialist hat für solche Fälle einen griffigen Rat formuliert: "Hit the brake and shift to neutral" – in die Bremse steigen und in den Leerlauf schalten.
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