Tourismus in Brandenburg: Bombenstimmung bei Wassertouristen

Seit Ende April ist die Märkische Umfahrt wegen Bombenfunden in der Dahme gesperrt. Doch die Kampfmittelbeseitigung lässt auf sich warten.

Graffiti

Bombenunabhängiger Warnhinweis unter der Brücke in Prieros Foto: Uwe Rada

Wo genau die Sprengmittel gefunden wurden, soll nicht in der Zeitung stehen. „Wir haben Angst vor ungebetenen Besuchern aus dem Militaria-Bereich“, sagt Oliver Theel, der Amtsdirektor des Amtes Schenkenländchen im Landkreis Dahme-Spreewald. Es sei nicht auszuschließen, dass Katastrophentouristen mit Metalldetektoren anrückten. Theel spricht von einer „äußerst gefährlichen Situation“. Nicht zuletzt deshalb ist die Dahme in der Nähe von Prieros gesperrt worden.

All das wäre vielleicht keine Nachricht, wenn es sich bei der Dahme nicht um eines der wichtigsten touristischen Gewässer in Brandenburg handeln würde. Denn der wegen der Bombenfunde gesperrte Abschnitt gehört zur so genannten Märkischen Umfahrt. Sie beginnt in Erkner, streift die Berliner Gewässer und führt dahmeaufwärts bis Märkisch Buchholz. Über den Dahme-Umflutkanal geht es dann in den Spreewald und von dort spreeabwärts über Beeskow und Fürstenwalde zurück nach Erkner. 180 Kilometer Paddlerglück, von dem andere Bundesländer nur träumen können.

Für Ellen Rußig ist der Traum allerdings zum Albtraum geworden. „Die Märkische Umfahrt ist die Hauptwasserwanderroute des Landes Brandenburgs“, sagt die Geschäftsführerin des Tourismusverbands Seenland Oder-Spree. „Nun ist sie gesperrt, und es ist nicht absehbar, wie es weitergeht.“ Offenbar spiele der Tourismus im Land nicht so eine große Rolle, als dass man so eine Bombe schnell entschärfen würde.

Von schnell kann inzwischen keine Rede mehr sein. Schon Ende April wurden die ersten Sprengmittel in der Dahme entdeckt. Sie stammen aus den letzten Kriegstagen, als um Halbe eine Kesselschlacht geführt wurde, und wurden offenbar durch Starkregen aus dem Flussgrund gespült. Seitdem ist der Abschnitt gesperrt. Bis heute hüllen sich die Behörden in Schweigen. Kein Wort über die Bomben auf den Sperrschildern. Auch kein Hinweis, ob und wo man Boote umtragen kann. Teils führt der Weg am Ufer über privaten Grund und Boden.

Keine Auskunft der Polizei

Inzwischen sind mehr als zwei Monate vergangen. Trotz Anruf und schriftlicher Anfrage bei der Pressestelle des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Brandenburger Polizei bekam die taz keine Auskunft, wann die Räumung begonnen werden und wann sie zu Ende sein könnte. Die Pressehoheit liege bei der örtlich zuständigen Ordnungsbehörde, so eine Sprecherin.

Dort, im Amt Schenkenländchen, rechnet keiner mehr mit einer schnellen Lösung. Offenbar wurden immer wieder neue Sprengkörper entdeckt. „Es handelt sich um eine Größenordnung, wie wir sie noch nicht gesehen haben“, sagt der Amtsdirektor. Er hofft nun wenigstens auf eine Räumung im August. Es sei allerdings auch möglich, „dass die Saison mit einer gesperrten Dahme zu Ende geht“.

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