: Tour d' Asendorf
■ Im Automobil-Museum Asendorf sind zur Zeit 170 Jahre Fahrradgeschichte ausgestellt
Tour d'Asendorf
Im Automobil-Museum Asendorf sind zur Zeit 170 Jahre Fahrradgeschichte ausgestellt
„Im Grunde war das Fahrrad um 1900 fertig entwickelt“, sagt Joachim Pett (44), im Hauptberuf Ingenieur und im Hobby Herr des Automobil-Museums in Asendorf. Seine Oldtimer sind in diesem Sommer ein bißchen zusammengerückt, um Platz zu machen für eine Sonderausstellung zur Geschichte des Fahrrades. Die Etappen der Tour d'Asendorf führen von Erstversuchen des Dreischen Laufrades aus dem Jahr 1820 bis zum Hightech- Rennrad der deutschen Olympia- Mannschaft aus dem Jahr 1991.
Dazwischen liegen rund 170 Jahre Konstruktion und Entwicklung, die mal langsam vor sich hinzuckeln oder in rasanter Schußfahrt daherjagen. Jedes einzelne Fahrraddetail kann man in seiner Entwicklung nachvollziehen: Vom Holzrad zum Holzrad mit Eisenbeschlag, zum Eisenrad, zur Vollgummibereifung bis zum aufblasbaren Reifen. Das alles passiert noch vor der Jahrhundertwende. Der pneumatische Gummireifen steht erst im ersten Weltkrieg wieder zur Disposition, weil das Gummi knapp
Fahrrad mit KardanantriebFoto: Tristan Vankann
ist. Das Automuseum zeigt ein Fahrrad mit einer Spiralfederbereifung aus dem Jahr 1915, von dem man kaum glauben mag, das es seinen Zweck erfüllt.
Auch für Fahrradantriebe gibt es im Asendorfer Automobil- Museum einige ansehnliche Stücke zu bewundern. Klar, bei Dreis Laufrad gab's noch keinen, Der Franzose Micheau konstruierte aber bereits 1867 eines der ersten Tretkurbel-Fahrräder, noch mit Gleitlagern. Die Kette für die Übertragung der Kraft ist
hier bitte das Foto
mir dem Kardanantrieb
nach der Einführung des Tretkurbelantriebs schnell zur Hand: Die Ausstellung zeigt ein französisches Rad von 1877, das schon mit Übersetzung arbeitet. Ungewöhnlich für heutige Zeiten: Fahrräder mit Kardan- und Winkelhebelantrieb.
Wer ein bißchen Lust auf Mechanik hat, der ist in der Ausstellung gut aufgehoben. Viele Selbstverständlichkeiten für den heutigen Biker stellen sich da in ihren Frühformen vor, die Entwicklung der Sattelformen, eine kleine Lampenkunde und Bremssysteme. Und Spezialmodelle, die Geschichten aus der Geschichte des Fahrrades erzählen: Warum die Hochräder zum Beispiel tiefer wurden und deshalb die Frauen das Fahrrad erobern konnten oder wie der Engländer Pederson 1919 mit seinem Doppelstahlrahmen-Rad eine Konstruktion erfunden hat, die heute wieder fröhliche Urständ als Stadtfahrrad feiert.
Wer sich außerdem für die Hersteller von Fahrrädern interessiert, wird auf einige altbekannte Namen stoßen: Miele, Adler, NSU: „Die Mechaniken sind häufig auch für andere Maschinen geeignet“, erklärt Pett. Für nächstes Jahr plant er eine Ausstellung, die die Parallelen in den Mechaniken sichtbar machen soll: Fahrräder neben Schreibmaschinen oder auch Nähmaschinen. mad
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