Toter Nazi-Verbrecher Erich Priebke: Anwalt veröffentlich Videobotschaft
Posthum hat der Anwalt des toten Erich Priebke ein Video veröffentlicht. Der ehemalige SS-Offizier zeigt darin keinerlei Reue.
ROM afp | Der Anwalt des toten Nazi-Kriegsverbrechers Erich Priebke hat eine Videobotschaft (auf italienisch) veröffentlich. Sie zeigt, dass Priebke offenbar bis zuletzt keine Reue empfunden hat über seine Beteiligung an einem Massaker in Italien mit 335 Toten im Jahr 1944.
In der undatierten Videobotschaft macht der ehemalige SS-Offizier italienische Widerstandskämpfer für den Racheakt verantwortlich. „Sie griffen uns an in dem Wissen, dass wir Vergeltung üben würden“, sagte Priebke. „Sie dachten, unsere Vergeltungsmaßnahme würde eine Revolution auslösen.“
Die Partisanen hatten bei einem Bombenanschlag 33 deutsche Soldaten getötet. Nur einen Tag nach dem Anschlag führten SS-Soldaten 335 Menschen in die Ardeatinischen Höhlen bei Rom und erschossen sie. „Es war schrecklich für uns, so etwas zu tun“, sagte Priebke, ohne jedoch um Entschuldigung bei den Hinterbliebenen der Opfer zu bitten. Auf die Frage, ob er sich dem Befehl hätte widersetzen können, erklärte er: „Natürlich war das unmöglich.“
Ein Militär-Berufungsgericht in Rom verurteilte Priebke 1998 wegen seiner Beteiligung an dem Massaker zu lebenslanger Haft. Die Strafe verbüßte er im Hausarrest bei seinem Anwalt Giachini.
Unterdessen dauert der Streit um die letzte Ruhestätte Priebkes an. Der Leichnam des in Rom gestorbenen Kriegsverbrechers befand sich am Donnerstag noch immer auf einem Militärflughafen südlich der Stadt, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Vertreter des Flughafens Pratica di Mare meldete.
Priebke wollte nach Angaben seines Anwalts in Argentinien ursprünglich neben seiner Ehefrau beigesetzt werden. Das südamerikanische Land, wo Priebke bis zum Jahr 1994 in der Stadt Bariloche unbehelligt unter seinem echten Namen gelebt hatte, wollte dies aber nicht. Auch sein brandenburgischer Geburtsort Hennigsdorf und die Stadt Rom lehnten es ab, den ehemaligen SS-Offizier zu bestatten. Befürchtet wird, dass Priebkes Grab zu einer Art Wallfahrtsort für Rechtsextremisten wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Rekordhoch beim Kirchenasyl – ein FAQ
Der Staat, die Kirchen und das Asyl
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht