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Toter Herkules

■ Der Gottorfer Fürstengarten aus dem 17. Jahrhundert wird restauriert

„Das ist fast eine archäologische Arbeit“, beschreibt Margita Meyer vom Kieler Landesamt für Denkmalschutz ein ehrgeiziges Projekt, das gestern vorgestellt wurde: Der Fürstengarten bei Schloß Gottorf in Schleswig, vor rund 300 Jahren eine der prächtigsten nordeuropäischen Gartenanlagen, soll endlich weitgehend restauriert werden. Dieses Ziel, das wohl erst weit nach der Jahrtausendwende erreicht sein wird, haben sich Schleswig-Hol-steins Denkmalpfleger und die Stadt Schleswig gesetzt.

Der Wunsch nach „Bestandsrettung und Wiedersichtbarmachung“ (Meyer) ist nicht neu und in erster Linie kostspielig. Bisher seien seit 1984 bereits rund zwei Millionen Mark – weitgehend Landesmittel – in erste Rettungsmaßnahmen zur Erhaltung der Gartenanlage geflossen, erläuterte Helmut Gardeler vom projektbegleitenden Landesbauamt in Schleswig. Für dieses Jahr hat die Europäische Union (EU) 66.500 Mark aus dem Fonds zur Erhaltung von Baudenkmälern zur Verfügung gestellt, das Land steuert knapp 130.000, die Stadt 70.000 Mark bei. Immerhin habe der Gottorfer Fürstengarten „historische Dimensionen von europäischem Rang“, erklärt Schleswigs SPD-Bürgermeister Klaus Nielsky die Zuwendungen aus den EU-Töpfen.

Der zwölf Hektar große barocke Hofgarten „Neuwerk“, der östlich an den Gottorfer Schloßpark angrenzt, ist die jüngste von drei großen Gartenanlagen aus der Zeit der Gottorfer Herzöge. Neuwerk wurde von Herzog Friedrich III. von 1640 bis 1694 nach Plänen des in Italien geschulten Gärtners Johannes Clodius errichtet. Der Terrassen-Park ist als einziger der drei Gärten noch erhalten, wenn auch in kaum erkennbarem Zustand. Denn bis auf den Antentempel und die 1985 instandgesetzte kleine Kaskadenanlage sind alle Gebäude – wie die im persischen Stil erbaute Friedrichsburg, die Orangerie und die Amalienburg – nicht mehr vorhanden.

In diesem Jahr nun soll auch endlich mit der Freilegung des weitgehend verlandeten Herkulesteiches am Fuße der barocken Gartenanlage begonnen werden. Allein dieses Gewässer war seinerzeit fast 13.000 Quadratmeter groß. Ursprünglich wurde der Teich von einer rund vier Meter hohen Herkules-Statue geziert, die höchstwahrscheinlich zertrümmert auf dem Teichgrund ruht. lno

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