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Toter Flüchtling ohne TodesanzeigeErmittlung gegen Chef der Ausländerbehörde

Berlin (taz) – Gegen den Leiter der Braunschweiger Ausländerbehörde, Edgar Wrobel, wird wegen Freiheitsberaubung ermittelt. Der Niedersächsische Flüchlingsrat hatte kurz vor Weihnachten Anzeige erstattet: Wrobel trage die Verantwortung für die tödlichen Schüsse auf den bulgarischen Flüchtling Zdrawko Nikolow Dimitrow.

SEK-Polizisten hatten am 10. Dezember die Wohnung des Flüchtlings gestürmt und auf ihn geschossen. Der in Sofia durch Staatsärzte gefolterte Nikolow hatte sich zuvor geweigert, Beamte der Ausländerbehörde zum Amtsarzt zu begleiten. Als er drohte, sich mit einem Küchenmesser zu töten, bestellten die Beamten das Sondereinsatzkommando.

Heute wird der promovierte Physiker beerdigt. Deshalb wollten der Niedersächsische Flüchtlingsrat und Pro Asyl eine Todesanzeige in die Braunschweiger Zeitung setzen. Die Geschäftsleitung der Zeitung habe die Anzeige jedoch „wegen des politischen Inhalts“ abgelehnt, erklärt Kai Weber, Sprecher des Flüchtlingsrats. Auch der zweite Anlauf mit neuem Text scheiterte. In dem hieß es: „Der bulgarische Flüchtling starb nach einem verantwortungslosen Abschiebungsversuch durch Polizeikugeln.“ Diesmal habe sich die Leitung an dem Wort „Polizeikugeln“ gestoßen, erläutert Weber. Isabelle Siemes

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