: Tödliche US–Grenze
■ 18 Mexikaner erstickten in einem Eisenbahnwaggon beim Versuch, illegal in die USA einzureisen Verschärfte Kontrollen der Amerikaner erschweren die Flucht in den gelobten Norden
Berlin (wps/taz) - Beim Versuch, heimlich in die USA einzureisen, sind Mittwoch nacht 18 Mexikaner in einem luftdicht verschlossenen Eisenbahnwaggon erstickt. Nur ein 24jähriger Mann überlebte, weil er ein kleines Loch in den Wagenboden bohren konnte. Grenzpolizisten hatten die Erstickten am Donnerstag morgen bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Es wird angenommen, daß sich die 19 Männer nach dem illegalen Grenzübertritt am Mittwoch nachmittag auf dem Güterbahnhof von El Paso bei Temperaturen von über 40 Grad in dem Waggon versteckt hatten. Ein Fluchthelfer muß dann den Waggon von außen verriegelt haben, um eine Entdeckung zu erschweren. Der Überlebende berichtete, daß zwei der Opfer zu der Fluchthilfeorganisation gehörten, die die Gruppe in die USA gebracht hatte. Schlepperorganisationen waren auch verantwortlich für den Tod von zwei Männern, die 1986 auf ihrer Flucht in einem Eisenbahnwagen erstickten. 1983 entdeckten Grenzpolizisten noch rechtzeitig 50 Männer und Frauen in einem Gefriertransporter; vier Männer waren bereits tot. Nicht nur mit verschärften Grenzkontrollen, sogar mit elektrischen Zäunen versucht die US– Regierung seit Jahren, den jährlich Hunderttausenden von Flüchtlingen aus Mittelamerika die Reise in den gelobten Norden zu erschweren. Bislang ohne großen Erfolg. Fluchthilfeorganisationen fanden immer neue, häufig lebensgefährliche Methoden, die Grenzpolizisten auszutricksen. Das im November 1986 verabschiedete Einwanderungsgesetz, das US–Arbeitgebern unter Androhung harter Strafen verbietet, illegal eingewanderte Arbeiter zu beschäftigen, scheint allerdings erfolgreich zu sein. Während im Juni 1986 allein im Raum El Paso 25.300 illegale Grenzgänger verhaftet wurden, waren es diesen Juni nur 20.000. Aus Unsicherheit über die Auswirkungen des neuen Gesetzes scheinen viele erst einmal abzuwarten. mf
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