Tödliche Infektionen bei Bienen: Honigbienen verbreiten Viren
Künstlich gehaltene Honigbienen infizieren Hummeln und andere Wildbienen mit Krankheitserregern. Die Pilze und Viren können tödlich sein für die Insekten.
PARIS afp | Honigbienen können einer Studie zufolge offenbar Krankheitserreger auf Wildbienen, zum Beispiel Hummeln, übertragen. Die Ergebnisse einer in der britischen Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Studie geben neue Hinweise auf mögliche Mitverursacher des weltweiten Sterbens von Wild- und Honigbienen-Populationen. Studienautor Matthias Fürst von der Royal Halloway University in London sprach von „besorgniserregenden“ Erkenntnissen.
Wissenschaftler der Royal Halloway University, der Universität Exeter und der Universität Halle setzten zunächst im Labor Hummeln dem sogenannten Krüppelflügelvirus und dem parasitären Pilz Nosema ceranae aus. Die Lebenserwartung der Hummeln – normalerweise rund 21 Tage – sank deutlich, um ein Viertel bis ein Drittel. „Das bedeutet, dass diese Krankheitserreger wirklich ansteckend sind“, sagte Fürst.
In einem zweiten Schritt sammelten die Forscher an 26 Orten in ganz Großbritannien Honigbienen und Hummeln ein und untersuchten sie auf das Virus und den Pilz. Sie fanden eine weite Verbreitung der beiden Krankheitserreger bei den Tieren. Auch fanden sie heraus, dass die genetischen Stämme des Virus an einem Ort gleich waren und unterschiedlich von denen an anderen Orten – was für eine Übertragung von einer Tierart auf die andere in einem bestimmten Gebiet spricht.
Es könne zwar nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass der Übertragungsweg von den Honigbienen auf die Hummeln verlaufe und nicht umgekehrt, räumen die Wissenschaftler ein. Dies sei aber die wahrscheinlichste Hypothese. So waren mehr Honigbienen infiziert als Hummeln, und die Virenbelastung bei den Honigbienen war höher. Übertragen werden die Krankheitserreger vermutlich, indem Bienen auf einer Blüte Pilzsporen oder Viruspartikel hinterlassen, mit denen sich dann Wildbienen beim Besuch derselben Blüte infizieren.
„Die Ergebnisse legen nahe, dass dringend Empfehlungen für die Praxis ausgesprochen werden müssen, um wilde und von Imkern gezüchtete Bienen besser vor diesen verheerenden Krankheiten zu schützen“, erklärte der Zoologe Professor Robert Paxton von der Universität Halle, der an der Studie mitwirkte. Sowohl die Honigbienen des Imkers als auch Wildbienen spielten eine „unerlässliche Rolle als Bestäuber von vielen Wild- und Kulturpflanzen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“