Todesstrafe im Iran: Schon 346 Hinrichtungen in 2011
In der Islamischen Republik werden nach China die meisten Menschen hingerichtet. Das geschieht offiziell und im Geheimen, heißt es in einem UN-Bericht.

Irans Staatspräsident Mahmut Achmanideschad: Bei Hinrichtungen hinter China weltweit führend. Bild: reuters
BERLIN taz | In diesem Jahr hat der Iran laut einem UN-Bericht bereits 200 Gefangene nach "offizieller Ankündigung" hingerichtet. Mindestens 146 Personen wurden laut dem Bericht in einem Gefängnis in der Stadt Maschad im Osten Irans "heimlich" hingerichtet.
Im vergangenen Jahr wurden etwa 300 Menschen auf diese Weise ums Leben gebracht. All jene, die wegen politischer oder krimineller Vergehen vor Gericht stehen, werden im Iran weitaus häufiger zur Todesstrafe verurteilt als in jedem anderen Land, von China einmal abgesehen. Dies geht aus einem Bericht des "Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen über die Lage der Menschenrechte in der Islamischen Republik Iran" hervor, der am Mittwoch der UN-Generalversammlung in New York vorgelegt werden soll.
Der ehemalige Außenminister der Malediven, Ahmed Shaheen, der seinen Posten als Sonderberichterstatter erst seit dem 1. August innehat, hatte sich mehrfach vergeblich darum bemüht, von den iranischen Behörden eine Einreiseerlaubnis zu erhalten. Bislang habe lediglich der iranische UN-Botschafter in Genf in einem Brief "seine Bereitschaft erklärt, Ansichten auszutauschen und über die Arbeitsweise zu diskutieren", heißt es in dem Bericht, der vorab in der US-Zeitschrift Foreign Policy veröffentlicht wurde .
Laut dem UN-Bericht sind Hunderte von politischen Aktivisten, Journalisten, Regisseuren, Anwälten, Umweltaktivisten, Frauenrechtlerinnen und Angehörige von ethnischen und religiösen Minderheiten in Haft. Folter und Misshandlung seien in den Gefängnissen an der Tagesordnung. Der 21-seitige Bericht listet mehr als 50 Einzelfälle auf, in denen Insassen erniedrigender Behandlung ausgesetzt wurden.
Der Journalist Reza Hoda Saber sei in der Haft an einem Herzinfarkt gestorben, nachdem er über Stunden wegen heftiger Schmerzen in der Brust vergeblich nach einem Arzt gerufen habe. Dem Oppositionspolitiker Mehdi Karroubi wurde über einen Zeitraum von 186 Tagen nur einmal pro Tag ein Ausgang von 10 Minuten zugebilligt, um frische Luft zu schnappen, obwohl er unter Atembeschwerden litt.
Erschreckend sei, dass sich unter den Hingerichteten auch Minderjähriger befänden. Derzeit säßen mehr als 100 Personen unter 18 Jahren noch in Todeszellen, so die UN.
Leser*innenkommentare
mahmut
Gast
Offensichtlich ist der Westen vom Ahmadinedjad sehr angtan. Ob dem Thema passt oder nicht muss unbedingt ein Photo von Ahmadi dabei sein.
nam
Gast
@Timbor: Sie kriegen die Hinweise doch noch. Seit 1976 wurden in den USA 1271 Menschen hingerichtet (Quelle: natürlich Wiki). Merkel protestiert im Falle der USA nicht gegen die Todesstrafe.
Daniel Preissler
Gast
weißt du, Timbor, manche Menschen stellen auch ohne das, was sie kritisieren, etwas dar d;-)
Timbor
Gast
Ich vermisse die Hinweise darauf, dass auch in den USA Menschen hingerichtet werden, um damit die Todesurteile im Iran zu relativieren. Ist doch sonst immer so üblich hier.
Rainer David W. Früh
Gast
Dass Sie angesichts 346 vollstreckter Todesurteile im Iran an die korrekte Grammatik denken, hat auch was......
Stefan
Gast
Sollte die TAZ etwa von der "die Gegner des Kapitalismus, der USA und Israel sind unsere Freunde"-Linie abrücken?
Smi
Gast
Auch, wenn es angesichts des Themas extrem kleinlich erscheint: "in 2011" ist kein Deutsch. Ich fang wieder an, für Artikel zu zahlen, wenn zumindest die Überschrift grammatikalisch korrekt ist.