hamburg heute : Todesangst und Lüge
Tennessee Williams‘ „Die Katze auf dem heißen Blechdach“am Thalia Theater
Sie könnte runterspringen, aber sie tut‘s nicht. Wie festgewachsen verharrt Margaret in Tennessee Williams‘ „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ in ihrer Ehe zum alkoholabhängigen Brick. Obwohl der ihr rät zu gehen.
„Die Menschen haben Angst vor der Freiheit“, sagt die niederländische Regisseurin Alize Zandwijk, die das Stück für das Thalia Theater inszeniert hat, und die den Wechsel zwischen Klamauk und Stille so liebt. „Die meisten haben Angst vorm Preis der Freiheit“, glaubt sie.
Zur Illustration dieses Gedankens optimal geeignet ist das Südstaaten-Drama, das so intensiv mit Lüge, Wahrheit und Todesangst spielt. Denn wie soll der todkranke Big Daddy sie verkraften, die Kluft zwischen seinem bisherigen Befehlston und dem Siechtum, das ihm bevorsteht? Wie soll er bei seiner Geburtstagsfeier die Familien seiner Söhne dazu bewegen, authentisch zu sein? Wie umgehen mit der Erbschleicherei des einen Sohns und dem Lebensekel des anderen?
„Der Vogel, den ich im Netz dieses Stückes fangen möchte, ist nicht die Lösung eines psychologischen Problems eines Einzelnen“, hat Williams gesagt. „Ich möchte den Wahrheitsgehalt von Erlebnissen innerhalb einer Gruppe von Menschen darstellen, jenes Zusammenspiels lebendiger Wesen in der Gewitterwolke einer gemeinsamen Krise.“ Live zu beobachten am Thalia. PS
heute, 20 Uhr, Thalia Theater