Tobias Müller über den Bericht zum Absturz von Flug MH 17: Eiertanz zwischen Leichenteilen
Nun ist es also fast offiziell: Pro- russische Rebellen sind für den Abschuss der Malaysian-Airlines-Maschine vor einem Jahr verantwortlich. Das zumindest soll in einem vorläufigen Ermittlungsbericht des niederländischen Sicherheitsrats stehen, basierend auf Untersuchungen an der Absturzstelle in der Ukraine.
Wenn diese Information zutrifft, hätte das Organ mit dem Bericht deutlich wie nie zuvor Stellung bezogen in der am meisten diskutierten Frage zum Thema Flug MH 17: der nach den Schuldigen.
Unabhängig davon, wer das vertrauliche Dokument leakte und wie es zum US-Nachrichtensender CNN gelangte: Der Befund deckt sich durchaus mit dem, was bisher von dieser Seite – gleichwohl vorsichtiger – verlautbart wurde. Er bestätigt, was ohnehin jeder zu wissen glaubt, zumal in den Niederlanden, wo sich aufgrund des langwierigen Charakters der Untersuchungen immer mehr Unmut regt.
Gerade am ersten Jahrestag der MH 17-Katastrophe muss sich die niederländische Regierung an ihrem Versprechen messen lassen, am Ort des Abschusses jeden Stein umdrehen zu lassen. Ein Anspruch, hinter den sie angesichts der Kräfteverhältnisse in der Ukraine nur zurückfallen kann. Nicht erst in diesen Tagen hört man in den Niederlanden, Den Haag hätte gegenüber Moskau forscher auftreten, die Regierung hätte „auf den Tisch hauen“ müssen.
Die Wut über den schleppenden Verlauf und die spärliche Informationspolitik der niederländischen Regierung verdeckt freilich ein Dilemma, denn die Position zwischen den traumatisierten Angehörigen in den Niederlanden und russischen Befindlichkeiten ist eine extrem unbequeme.
Nicht zuletzt die jüngste Absage Moskaus an die niederländische Forderung nach einem UN-Tribunal zum Thema zeigt, dass die Regierung in Den Haag hier nur verlieren kann.
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