piwik no script img

Timo Reuter über die wachsende Zahl der WohnungslosenRefugees, danke!

Der Platz am Rande der Gesellschaft wird nicht größer – aber immer mehr Menschen drängen sich dort. In Deutschland steigt die Zahl der Wohnungslosen seit vielen Jahren. Laut Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) waren vergangenes Jahr rund 335.000 Menschen ohne Wohnung, ein Anstieg um 18 Prozent seit 2012. Dazu kommen Hunderttausende Flüchtlinge in die Bundesrepublik. Auch sie brauchen eine Wohnung.

Das verschärft die bereits bestehende Konkurrenz um preiswerten Wohnraum. Doch dafür können die Flüchtlinge nichts. Sie machen lediglich auf bereits bestehende Missstände aufmerksam, die die Politik jahrelang erfolgreich verdrängt hat.

Das sind zunächst die Folgen einer verfehlten Wohnungspolitik. Gab es kurz vor der Wiedervereinigung noch vier Millionen Sozialwohnungen, sind es inzwischen weniger als 1,5 Millionen. Jahrzehntelang glaubte die Politik, am Markt würden schon genügend günstige Wohnungen nach unten durchsickern. Das Gegenteil ist der Fall: Gerade in Ballungszentren werden Luxuswohnungen gebaut, Büros stehen leer, die Mieten steigen, billiger Wohnraum hingegen ist knapp.

Neben der Wohnungsnot macht die BAGW vor allem die „zunehmende Armut“ für den massiven Anstieg der Wohnungslosigkeit verantwortlich. In Deutschland gab es im letzten Jahr 12,5 Millionen Arme – ein vorläufiger Höchststand. Dies ist auch die Folge einer verfehlten Steuerpolitik sowie der rot-grünen Arbeitsmarktreform, die dazu geführt hat, dass immer mehr Menschen prekär beschäftigt sind – und sich so kaum eine Wohnung leisten können.

Dass all das nun noch offener zutage tritt, hat auch mit der hohen Zahl von Geflüchteten zu tun. Dafür sollten wir ihnen danken. Denn so gibt es nicht nur die Chance, auf Missstände hinzuweisen, sondern auch die, bestehende Fehler zu korrigieren. Und davon profitiert am Ende die gesamte Gesellschaft.Zum Thema

Inland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen