Til Mettes neues Buch: Witzgerechte Haltung
taz.bremen-Mitbegründer und "Stern"-Zeichner Til Mette hat ein neues Buch herausgebracht. Es erklärt uns "die ganze bekloppte Welt" - anhand von Tiercartoons. Das gelingt ziemlich gut.
BREMEN taz | Tiere und Kinder gehen ja immer. Sagt man in unserer Branche. Aber darum geht es hier natürlich gar nicht. Sondern um etwas viel Größeres. Denn: „Til Mette erklärt die ganze bekloppte Welt anhand von Tiercartoons.“ So steht es auf seinem neuesten, jüngst im Oldenburger Lappan-Verlag erschienenen Buch.
Ob das geht? Klar: „Ich mach erstmal etwas Musik. Das Fleisch dauert noch etwas. Wir schächten heut’ zum ersten Mal.“ Selbstverständlich trägt die Frau mit der Quetschkommode in der Hand ein Kopftuch, so wie ihr Besuch auch. In der Küche: Ihr Mann, mit Schnauzer, natürlich, und dem Messer in der Hand. Das Blut spritzt schon überall, aber das Lammfleisch rennt noch durch die Küche. Ein echter Til Mette.
„Es gehört zum Verantwortungsbereich eines jeden Cartoonisten, die Tiere richtig – und das heißt witzgerecht und artgerecht – einzusetzen“, schreibt Gotthard-Tilmann Mette in seinem Vorwort. Und dass er sich da nichts vorzuwerfen habe. Stimmt: Sagt der eine Vogel zum anderen bei der Regenwurm-Fütterung der Kleinen: „Hatten wir nicht gesagt, Donnerstag ist Veggie-Day?“ Oder: Stehen zwei Jäger im Wald: „Ich hab keinen Bock mehr. Lass uns doch einfach den Hund abknallen.“
Die Offline-LeserInnen der taz.bremen kennen Til Mette freilich, vielleicht sogar den einen oder anderen der hier auf gut 90 Seiten zusammen getragenen Cartoons. 1985 hat er in Bremen die Lokalausgabe der taz mitbegründet. Und weil man davon allein nicht leben kann, zeichnet er seit 1995 Woche für Woche exklusiv im Stern, und auch bei der Konkurrenz vom Weser-Kurier haben sie inzwischen schon drei Bücher mit ihm gemacht. Obwohl er jetzt in Hamburg wohnt. Selbst für die Bremer SPD ist er am Werk. Uns missfällt das ja manchmal, ehrlich gesagt, aber natürlich können wir da nichts machen.
Früher waren seine Zeichnungen „politischer“, hat Mette mal gesagt. „Wachrütteln“ habe er die Leute wollen, ja: „sogar erziehen“. Heute findet er das nur „schrecklich“, im besten Falle „naiv“.
Aber manchmal schimmert es schon noch durch: Zum Beispiel, wenn er gegen die Makaken-Versuche an der Bremer Uni anzeichnet, die gleich zwei Mal auftauchen. Und unter Charlie Hebdo-Gesichtspunkten fallen natürlich auch die beiden Zeichnungen mit muslimischem Witz-Hintergrund auf, aber das Buch war ja schon vor dem Anschlag auf dem Markt.
Andererseits kommt auch Mette um ein paar Kalauer anscheinend nicht herum, um den „Star“ in der Stretch-Limo etwa. Und der Witz mit den Pinguinen, hätte der nicht auch von Uli Stein sein können? „Wir schreiben das 21. Jahrhundert, die Polarkappen schmelzen und hier läuft noch alles im Frack rum…“ Egal.
Wir wollen nicht zu sehr mäkeln. Das hat das Buch nicht verdient. Und im Grunde gibt es ja nur zwei Sorten von Til Mette-Lesern. Die einen finden ihn eh doof oder zu brutal oder beides. Die überzeugt auch dieses Buch nicht. Und den anderen? Kann man es guten Gewissens empfehlen.
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