Tierschutz total: Auf den Hund gekommen
Tierschützer mit Schäferhündin „Laya“ wird die Teilnahme an einer Tierrechtsdemo zu einem Tierversuchslabor untersagt.
Seit Monaten ist das LPT am Redderweg 8 im Rahmen einer bundesweiten Kampagne gegen Tierversuche wöchentliches Ziel einer Handvoll Tierrechtlern, um gegen die Tötung tausender Tiere im Namen der kommerziellen Forschung zu protestieren und die Einstellung der Tierversuche durchzusetzen. Diesmal wollte auch Sven Sch. teilnehmen.
Doch bei seiner zweiten Demo gab es prompt Ärger. Es sei ihm forsch vom Einsatzleiter die Teilnahme an dem Tierrechts-Protest untersagt worden, weil er mit seiner Hündin „Laya“ gekommen sei. „Ein paar Tage vorher bei der Großdemo war es kein Problem, dass ich mit Laya teilgenommen hatte“, sagt Sch. „Sie ist die ganze Zeit ohne Leine neben mir gelaufen.“ Es mache ja auch überhaupt keinen Sinn, für den Tierschutz zu demonstrieren, wenn Tiere nicht dabei sein dürfen, befindet Sch.
Laya ist eine zwölf Jahre alte Altdeutsche Schäferhündin, die gut erzogen ist. „Ein Polizeihunde-Ausbilder hat Laya geprüft und sie hat von ihm eine Leinenbefreiung bekommen“, berichtet Sven Sch. Dennoch sei er von dem Polizisten aufgefordert worden, die Versammlung zu verlassen. Gefragt nach den Gründen, habe der Einsatzleiter sinngemäß patzig gesagt: „Das hab ich gar nicht nötig, ihnen das zu sagen.“
Die Laboratory of Pharmacology and Toxicology GmbH & Co. KG in Neugraben ist eines der größten deutschen Tierversuchslabore.
Seit 50 Jahren sind hier nach eigenen Angaben 300 chemische Substanzen auf ihre Wirkung an Tieren getestet worden.
Sven Sch. und Laya seien dann eine Weile zehn Meter vor der Demo gegangen, bis ihn der Beamte erneut angesprochen habe, von der Demonstration Abstand zu halten. Kurz darauf sei ihm ein Platzverweis mit der Auflage erteilt worden, der Demo im Abstand von 50 Metern auf dem Fußweg zu folgen. „Ich wollte mich der Weisung eigentlich widersetzen und festnehmen lassen – ich hab noch nie ein Gefängnis von innen gesehen – ich hatte aber am nächsten Tag etwas Wichtiges vor, so dass ich mich nicht widersetzt habe“, erklärt Sch.
Im Redderweg bei LPT angekommen, der über keinen Fußweg verfügt, erkannte der Polizist die Kontraproduktivität seines Handelns. Während die Tierrechtler neben dem Werkstor ihre Kundgebung abhielten, stand Sven Sch. in 50 Metern Abstand mit Laya mitten auf dem Redderweg und blockierte somit die Zufahrt zu den LPT-Laboratorien. Nur habe er vom selben Einsatzleiter explizit die Aufforderung bekommen, zu den Anderen zu gehen und dort mit zu demonstrieren, damit das Tor frei zugänglich werde. Auf abermalige Nachfrage über den Sinn der vorherigen Maßnahme habe der Beamte diese nun mit Tierschutz begründet: „Die Polizei schützt schließlich auch Tiere, wir wollten ihr Tier vor möglichem Lärm schützen.“
Die Polizei hat sich diese Version offiziell zu eigen gemacht. „Laut dem Bericht soll die Maßnahme zum Schutz des Hundes angeordnet worden sein“, sagt Polizeisprecherin Karina Sadowski. „Die Lautsprecheranlage soll sehr laut gewesen sein.“
„Das ist total abwegig“, sagt der Versammlungsrechts-Experte Carsten Gericke. „So ein Quatsch hab ich noch nie gehört.“ Teilnahme-Verbote können nur ausgesprochen werden, wenn es „Tatsachen“ gebe, dass von Individuen eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ausgehe. „Es sieht so aus, dass da reine Schikane ausgeübt worden ist“, vermutet Anwalt Gericke.
Das sieht auch Sven Sch. so, der Strafantrag gestellt und eine Beschwerde an Innensenator Michael Neumann (SPD) geschrieben hat. „Denn die Polizei in Neugraben versucht durch ihre Willkür die Demonstrationen gegen das LPT-Versuchslabor massiv zu behindern“, begründet Sch. sein Vorgehen. Die Reaktionen bislang sind rar. „Bisher“, so Sch., „hat sich nur die interne Ermittlung telefonisch bei mir gemeldet.“
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