Tierschützer feiern Meilenstein: Schwedische Nerz-Branche schafft sich ab
27 Farmen kündigen die eigene Abwicklung an. Sie kommen damit einem Verbot zuvor und werden vom Staat entschädigt. In Dänemark sieht es anderes aus.
Insgesamt 180 Millionen Kronen, umgerechnet rund 16,3 Millionen Euro, plante die schwedische Regierung im September 2023 dafür ein. Bedingung war die Geschäftsaufgabe bis Juni 2025. Eine traurige Nachricht nannte der Sprecher der Branchenorganisation Svensk Mink das drohende Verbot damals.
Jetzt sagte Jörgen Martinsson dem Fernsehsender TV4: „Die Züchter hatten bereits mental mit der Abwicklung begonnen und entsprechende Schritte geplant.“ Heute seien die „allermeisten Nerzfarmen“ leer, was bedeute, dass die Züchter bereits alle ihre Nerze getötet hätten. Sämtliche Unternehmen hätten die staatliche Unterstützung beantragt.
Die Nerzzucht – von Tierschützern schon lange kritisiert – bekam massive Probleme während der Corona-Pandemie. Für Aufsehen und innenpolitische Turbulenzen sorgte vor allem die staatlich angeordnete Massenkeulung von Millionen von Tieren im Nachbarland Dänemark.
Bis dahin war es die lukrativste landwirtschaftliche Sparte des Landes gewesen, mit 1.400 Nerz-Farmen. Die Anordnung nach dem Virusausbruch bei Nerzen hatte jedoch keine Rechtsgrundlage, wie die Regierung später einräumen musste.
Schwedische Tierschützer feiern Meilenstein
Auch in Schweden wurde Corona bei den Tieren nachgewiesen, und wie in Dänemark gab es ein zunächst vorübergehendes Betriebsverbot – hier aber folgte die Ankündigung, Pelztierzucht künftig verbieten zu wollen.
Tierschützer wie die Organisation World Animal Protection Sverige nannte das anstehende Aus der Nerzzucht im Land schon im Januar einen Meilenstein ihrer Kampagnenarbeit. „Ich hoffe, dass der Abwicklung das Verbot der Pelztierzucht folgt“, sagte Sprecherin Lina Dahl. Die grausame Aufzucht von Nerzen, um sie zu Pelzwaren zu machen, sei unakzeptabel.
Das erste Zuchtverbot für Pelztiere in den nordischen Ländern gibt es seit 2019 in Norwegen – mit langen Übergangszeiten bis hin zu diesem Jahr. In Deutschland gibt es seit 2019 keine Nerzfarmen mehr.
In Dänemark hingegen versucht die Branche einen Neuanfang. Bislang noch im kleinen Stil, 15 Züchter mit 43.000 Tieren waren laut dem dänischen Rundfunk DR im Januar aktiv. Die Organisation Danske Mink berichtete demnach von 25 weiteren Interessenten in der Warteschlange.
Die meisten Farmen hatten die großzügige staatliche Entschädigung für Einkommensausfälle in Anspruch genommen – umgerechnet insgesamt über 2,5 Milliarden Euro, die für einen Zeitraum bis 2030 berechnet waren. Wer früher wieder anfängt, verliert Ansprüche.
Es könne nach Abschluss der Entschädigungsverfahren in einer Art Ketchup-Effekt plötzlich wieder viele betriebsbereite Farmen geben, so Danske Mink. Unabhängige Experten rechnen laut DR aber nicht mit einem Wachstum auf dasselbe Niveau wie vor Corona.
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