Tierquälerei in der Lachszucht: Hungerstreik gegen Fischmästerei
Norwegens Lachsfarmen sind nicht bloß Tierquälerei, sie schädigen auch die Umwelt. Acht Häuptlinge indigener Völker in Kanada treten in Vancouver in den Hungerstreik.
STOCKHOLM taz | Die Häuptlinge von acht kanadischen First Nations, den dortigen indigenen Völkern, werden am Montag in der Olympiastadt Vancouver einen 29-stündigen Hungerstreik beginnen. Eine Stunde symbolisch für jede von norwegischen Konzernen betriebene Zuchtlachsanlage in ihren Territorien in der Provinz British Columbia. "Ein friedlicher Protest, mit dem wir Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema wecken wollen", schreibt Häuptling Bob Chamberlin von der Kwicksutaineuk-ah-kwa-mish-First-Nation auf seiner Facebook-Seite.
Am Dienstag, wenn die norwegische Eishockeymannschaft ihr erstes Match spielt, soll es eine weitere Protestaktion von UmweltschützerInnen geben, vier Tage später eine Demonstration unter dem Motto "Norwegischer Zuchtlachs bedroht kanadischen Wildlachs".
Die drei norwegischen Konzerne Grieg Seafood, Cermaq und Marine Harvest betreiben 92 Prozent der Zuchtlachsfarmen in British Columbia. Diese belasten die Umwelt, verbreiten Krankheiten und bedrohen den Bestand des Wildlachses, weil entkommene Exemplare sich mit freien Fischen paaren. Das hat in Nordamerika zu Kritik und Boykottaufrufen geführt. Kürzlich nahm Target, die zweitgrößte US-Supermarktkette, Zuchtlachs aus dem Sortiment.
Die Branche habe sich zu einer unerträglichen Tierquälerei entwickelt, bei der viel zu eng zusammengepferchte Lachse teilweise ohne Schwanz und Flossen dahinvegetieren und lebendig von Parasiten aufgefressen würden, kritisiert Kurt Oddekalv, Vorsitzender des Norwegischen Naturschutzverbands. Diese "Lachsmästerei" produziere statt gesunder Nahrung ein Produkt, das womöglich krebserregende Stoffe enthalte. Oddekalv zielt damit auf die Reste der Medikamente Teflubenzuron und Diflubenzuron, die an die Zuchtlachse verabreicht werden, um eine vor Jahren in Chile und letzten Sommer auch in Norwegen ausgebrochene Parasitenseuche zu bekämpfen.
Der Naturschutzverband schätzt, dass bis zu 10 Prozent dieser Chemie im Lachs verbleiben und im Körper der KonsumentInnen landen könnten. Die norwegischen Gesundheitsbehörden erklären allerdings, sie hätten bislang noch keine "unzulässigen" Werte entdeckt.
Die UmweltschützerInnen sind nicht gegen jegliche Lachszucht. Aber sie halten allenfalls ein Fünftel bis ein Zehntel der jetzigen Bestände für vertretbar. Und sie fordern, dass die Aufzucht in geschlossenen Käfigen erfolgt, aus denen die Zuchtfische nicht entkommen können. Doch das lehnen die Aufzüchter als zu teuer ab. Verschiedene norwegische Naturschutzorganisationen haben deshalb eine internationale Kampagne gestartet, mit der sie der Branche nun den laksekrig erklären.
Leser*innenkommentare
Amdi V.
Gast
@ das Selbst:
Schau mal bei http://www.peta.de, da gibt es genug Tipps zu Ernährung und weiterführender Literatur. Wenn du auf Fisch verzichtetst, heißt das übrigens nicht, dass du dich zwangsweise vegan ernährst, solange du noch Ei- und Milchprodukte zu dir nimmst.
das Selbst
Gast
Ich wurde aus moralischen Gründen Vegetarier, hab aber noch Fisch gegessen. (
Was ich selbst ziemlich rassistisch finde, habe nie verstanden was da der unterschied sein sollte. Das Fische kein Säugetiere sind oder das wir sie nicht niedlich finden oder was?)
Ich konnte halt nicht auf einmal auf alles verzichten, jetzt hab ich jedoch schon seit längerem auch deshalb ein schlechtes Gewissen. Bio oder Artgerechtehaltung kann sich auch nicht jeder leisten und wie man sich abwechslungsreich auf vegane Art und Weise ernährt hab ich keine Ahnung.
Antonietta
Gast
Oft in Fjorden oder Buchten als schwimmende Fischfarmen eingerichtet, werden dort Tausende Fische auf engem Raum zusammengepfercht, genau wie bei der tierquälerischen Massentierhaltung in der Landwirtschaft. Weltweit werden so bereits über 10 Millionen Tonnen Fisch gezüchtet. Hierbei handelt es sich meist um Lachsarten, welche mit Fischmehl, das vor allem aus Südamerika geliefert wird, gefüttert werden.
Die Lachse, die in einer solchen Haltung "produziert" werden, bekommt man in Deutschland z.T. in Bio-Läden als Lachs aus ökologischem Anbau zu kaufen. Es handelt sich hierbei um einen auf Profit orientierten Wirstchaftszweig, der das gesamte maritime Ökosystem gefährdet. Denn das Fischmehl, welches zur Fütterung verwendet wird, besteht meist aus der peruanischen Sardelle. Um 1kg Lachs zu "erzeugen", werden 5-6kg Fischmehl (von "Speisefischen") verfüttert.
Wie bei jeder Form der Massentierhaltung breiten sich Krankheiten und Parasiten schnell aus. Auch in Fischfarmen werden dem Futter daher Medikamente und Chemikalien beigemischt. All diese Stoffe werden von der Strömung in die Meere getrieben und gefährden dort andere Tiere und Pflanzen.
Doch nicht nur im offenen Meer breiten sich die Fischfarmen immer weiter aus. In Asien wurde bereits ein Großteil der Mangrovenwälder abgeholzt, um in dem weichen Boden Becken auszuheben, welche mit Fischen oder Shrimps besetzt werden. Ganze Buchten sind durch diese Zuchtbetriebe verseucht worden.
Elsbeth
Gast
Sie erklären den ... was bitte? Muss die taz schon so furchtbar sparen, dass kein Geld mehr für eine Schlussredation da ist? Oder einen Korrekturleser? Oder wenigstens ein Korrekturprogramm?
(Sie erklären den "laksekrig". Eigentlich ist das norwegisch, aber mit ein klein wenig Fantasie ist das doch klar als "Lachskrieg" zu deuten. Die Red./wlf)