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Tiere in der ManegeWeiter Zirkus um Circus

Auch wenn die Amtstierärzte nichts beanstanden: Die Proteste gegen die Wildtierhaltung im Circus Voyage halten an.

Ein Tiger des Circus Voyage nutzt die volle Breite seines Geheges Foto: dpa

BREMEN taz | Während sich der Circus Voyage durch eine amtstierärztliche Routinekontrolle bestätigt sieht, ruft nun auch der Grünen-Landesverband zur Demo in Bremen-Blumenthal auf: An allen Wochenenden des Gastspiels, das nächste Mal am Samstag, 12. August, will ein breites Tierschützer*innen-Bündnis den „Tiermissbrauch“ anprangern. Der Circus Voyage gastiert bis 27. August auf dem BreNor-Gelände. Vorstellungen gibt es mittwochs bis sonntags.

Die Demonstrierenden nennt Tourneedirektor Sascha Grodotzki „fachlich ahnungslose Aktivisten“. Die amtliche Kontrolle habe allen Tieren „einen guten Ernährungszustand und Habitus“ bescheinigt. „Erneut wird dem Circus Voyage die artgerechte Haltung seiner Tiere bestätigt“, so Grodotzki. Beanstandungen habe es keine gegeben.

Nur Papiere geprüft

Laut Gesundheitsbehörde eine korrekte Darstellung. Ob aber die Transportvorschriften eingehalten wurden, weiß man dort nicht, „da die Tiere zur Zeit der Kontrolle nicht transportiert wurden“. Geprüft wurden nur die Papiere. Umgekehrt konnten behördlicherseits die Hinweise von Aktivist*innen, auf eine durch den Umzug von Oldenburg nach Bremen verursachte zwölfstündige Verweildauer der Exoten in den Boxen drei Tage später „nicht verifiziert werden“. Gedauert habe die Kontrolle mit zwei VeterinärInnen zwei Stunden. Macht für jedes der laut Circus Voyage mehr als 80 Tiere etwas unter drei Minuten.

Für Zirkusse wurden die rechtlichen Ansprüche ans Tierwohl bewusst verringert: So gilt die europäische Richtlinie für Wildtierhaltung nicht für rollende Zoos, weil diese sie niemals einhalten könnten. Anders als Deutschland, wo die einschlägigen Bemühungen jüngst im Bundestag scheiterten (taz berichtete), haben 17 EU-Länder plus Norwegen ein Wildtierverbot für Zirkusse erlassen, um dieses Defizit zu heilen. Dadurch steigen die Chancen für eine europaweite Regelung: Man ziehe „das Verbot von Wildtieren in Zirkussen in Erwägung“, hatte die Kommission in Brüssel 2015 versichert.

„Rückständiges Verhältnis“

„Die wollen gar keine Tiere in Zirkussen mehr“, hatte Tourneeleiter Grodowski angesichts der Proteste vermutet. Das trifft zu: Es gehe nicht bloß um „Transportboxen des Circus Voyage“, stellt der grüne Bundestagskandidat Philipp Bruck klar, sondern um „Shows, die Ausdruck eines rückständigen Verhältnisses zwischen Menschen und Tieren“ seien. Darin weiß er sich mit der grünen Spitzenkandidatin Kirsten Kappert-Gonther einig: „Solche Tiere haben im Zirkus nichts zu suchen“, sagte sie.

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