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Tiere als OrganspenderAffe mit Schweineherz

Seit Jahren wird erforscht, ob Schweineorgane Menschen eingesetzt werden könnten. Ein Langzeitversuch mit einem Affen zeigt ermutigende Ergebnisse.

Ein Affe, dem kurz zuvor das Herz eines geklonten, genmanipulierten Schweins eingesetzt wurde. Foto: dpa

Bethesda dpa | Dank eines speziellen Wirkstoffcocktails hat ein Schweineherz im Körper eines Affen gut zweieinhalb Jahre geschlagen – so lange wie nie zuvor. 945 Tage lang arbeitete das in den Bauchraum des Pavians implantierte Organ, wie US-amerikanische und deutsche Forscher im Fachmagazin Nature Communications berichten. In Versuchen zuvor habe dies nur maximal halb so lange funktioniert.

Der Organaustausch über Artgrenzen hinweg, Xenotransplantation genannt, wird angesichts fehlender Spenderorgane als mögliche Alternative für Menschen erforscht. Das größte Problem dabei sind bisher die heftigen Abstoßreaktionen bei speziesfremden Implantaten.

Diese Reaktionen hat das Team um Muhammad Mohiuddin von den National Institutes of Health (NIH) in Bethesda, im US-Bundesstaat Maryland, nun bei fünf Anubispavianen vergleichsweise lange verhindern können. Den zwei bis drei Jahre alten Affen wurden Herzen genmodifizierter, sechs bis acht Wochen alter Schweine eingesetzt.

Im Schnitt arbeiteten die Organe 298 Tage. Sie waren im Bauchraum der Affen an deren Blutversorgung angeschlossen, pumpten aber, ohne deren normale Herzfunktion zu ersetzen.

„Diese wirklich zu ersetzen, wird der nächste Schritt sein, an dem wir in München gerade arbeiten“, erläutert Professor Bruno Reichart, Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereichs für Xenotransplantation (Transregio 127). Zwei Kollegen von der Ludwig-Maximilians-Universität in München wirkten bei der US-Studie mit. „Die Meisterleistung bei diesen Versuchen war die erfolgreiche Immunsuppression“, sagt Reichart. „Sie ist sehr simpel, nicht toxisch und auch beim Menschen machbar.“

Mohiuddins Team verwendete einen Mix aus bestimmten Antikörpern und Medikamenten, der verhinderte, dass die Affenkörper die Schweineherzen als fremd abstießen. „Die Organe starben erst ab, nachdem die Immunsuppression abgesetzt wurde, um zu testen, ob die Organe sich eventuell angepasst hätten“, erläutert Reichart. Die Schweineherzen stammten von gentechnisch veränderten Tieren, deren Organe sich unter anderem besser an die menschlichen Blutgerinnungsfaktoren anpassten.

Schweine sind auch für Menschen potenzielle Organspender, da ihr Stoffwechsel dem menschlichen ähnelt. 2015 gab es nach Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) allein in Deutschland mehr als 280 Herztransplantationen. Im Jahr zuvor standen gut 300 Transplantationen mehr als 500 Menschen gegenüber, die auf ein Spenderherz warteten.

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20 Kommentare

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  • Genetisch veränderten Schweinen wird ihr Herz entnommen, es wird 5 Pavianen als funktionsloses Zweitherz in die Bauchhöhle gepflanzt und unter Therapie mit einem „Cocktail“ teils extrem teurer und nebenwirkungsreicher Medikamente überstehen die solchermaßen malträtierten Tiere längstens 945 Tage, vor sie dennoch -qualvoll !- an Abstoßungsreaktionen und Organversagen sterben. Die Tiere, denen die Medikamente versuchsweise nach 100 Tagen entzogen werden, sterben binnen kurzem an einer Abstoßungsreaktion .

    Seit 20 Jahren wird weltweit in mehreren Zentren Xenotransplantationsforschung durchgeführt, Tausende fühlender Lebewesen fallen ihr zum Opfer und dieses Forschungsergebnis wird nun als Erfolg, laut Prof. B. Reichart gar als „Meisterleistung“ in allen Medien gefeiert.

    Welch erbärmliche, zutiefst unethische Vorstellung von medizinischem Fortschritt !

    Der hohe Bedarf an Spenderorganen, der sich nicht mehr aus menschlichen Organspenden decken lässt, resultiert größtenteils aus den stetig zunehmenden Volks- und Zivilisationskrankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2, Gicht, Alkoholismus, Fettleibigkeit, die alle zu einer irreversiblen Schädigung von Herz, Leber und/oder Niere führen können.

    Um diese, und viele Erkrankungen mehr, zu heilen, hat die tierversuchsbasierte Forschung bisher kein Arzneimittel entwickeln können. In nahezu perverser Logik werden stattdessen mit immensem Aufwand fühlende Mitgeschöpfe missbraucht, um irgendwann als unbegrenzt verfügbares Ersatzteillager für den Menschen zu fungieren.

    Anstatt die Hoffnung auf einen folgenlos möglichen ruinösen Umgang mit der eigenen Gesundheit zu wecken, anstatt weiter Milliarden von Steuergeldern in eine unethische, mit uneinschätzbarem Restrisiko behaftete Xenotransplantationsforschung zu stecken, wäre es sinnvoller, in komplexe Gesundheitsaufklärung, in prophylaktische Medizin und menschliche Arbeitsbedingungen zu investieren.

    Gesundheitsbewusstere und gesündere Menschen, das wäre medizinischer Fortschritt !

  • Scheinbar sind abweichende Meinungen ein Problem für Sie, oder warum verschwinden seit Wochen alle meine Kommentare?

    • @Jörg 70:

      Danke

  • Diese Tierversuche sind unsagbar grausam für die Affen, die uns so ähnlich sind. Es gibt so viele andere Forschungsmöglichkeiten, wie die Ärzte gegen Tierversuche schon lange in ihrer Broschüre beschreiben: http://www.ärzte-gegen-tierversuche.de

    • @GegenTierversuche Wilk.:

      Weil Ärzte ja auch als Experten gelten, wenns um Tierversuche geht. Ich reg mich jedes Mal auf, wenn jmd diese Seite als Argumentationshilfe gegen Tierversuche nutzt...

       

      Einfach mal hier gegenlesen

      http://www.pro-test-deutschland.de/faktencheck/

  • Kommentar wurde entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

  • 2.Teil:

     

    Die Idee der veganen Lebensweise ist sehr sympathisch und ein großer Verdienst der Veganer/innen ist es, dass mehr denn je heute wissen, dass Milchprodukte-Erzeugung ohne Tiertötungen nicht funktioniert.

     

    Ich denke vegane Lebensweise fordert (zu?) viel von Menschen und es überfordert auch die Menschen im Kampf gegen lebensbedrohliche Krankheiten auf Tierversuche zu verzichten.

    Gerade deshalb hier ein großes Danke aus tiefstem Herzen an alle Veganer/innen!

     

    Wenn die Leute das tun würden, was sie eigentlich nicht überfordern dürfte, nämlich bei der "Fleisch- und Milchproduktion" den Tieren ein

    gutes (!) Leben zu lassen und sie wirklich immer schonend zu töten,

    dann wäre die Menschheit einen GIGANTISCHEN Schritt weiter im Respekt

    vor dem Lebensrecht der Tiere.

     

    Die Menschen wären auch in der Möglichkeit ihres Mensch-Seins sehr sehr viel weiter.

  • 1.Teil von Zwei

     

    Sehr sehr schwierig dieses Thema, denke ich. Und zwar auch deshalb:

     

    Jemand den ich sehr gut kenne und auch schätze, hatte eine Krebserkrankung, bei der schon in den Lymphbahnen mindestens eine Walnuss-große Metastase unterwegs war. Er hatte laut schulmedizinischem Behandlungsschema Heilungschancen

    von ca. 0,9 (also ca. 90%), wenn er eine vier-mal-eine-Woche-Chemotherapie macht.

    Ihm war das Wohlergehen der Tiere bis dahin ( und danach auch noch) wichtig lebte deshalb auch vegetarisch. Er konnte sich denken,

    dass in der Krebs(-behandlungs)forschung

    sehr traurige und zweifelhafte (aber eher nicht direkt quälende) Tierversuche gemacht wurden.

     

    Wie hat er sich wohl entschieden?

     

    Nach den üblichen fünfjährigen Nachsorgeuntersuchungen galt der

    Krebs als überwunden, wohl weil

    er sich für diese bewährte schulmedizinische

    Chemotherapie entschieden hatte, denn er hing sehr an seinem recht jungen Leben.

     

    Sein Einsatz für die aus purem Geiz misshandelten Tiere in der Fleischproduktion hat er intensiviert.

    Er kam z.B. in den letzten 25 Jahren mit maximal 1500 Gramm Fleisch aus

    vergleichsweise verantwortungsvoller

    Herkunft aus. In den letzten Jahren hat er auch Milchprodukte nur in winzigen Mengen konsumiert also eine fast vegane Lebensweise geführt.

  • 6G
    65572 (Profil gelöscht)

    "Schweine sind auch für Menschen potenzielle Organspender"

    Haben die Schweine eines Spenderausweis? Wird ihr Hirntod dem Menschen analog festgestellt? Oder ist ihre "Spende" gar nicht freiwillig?

  • Wer nicht auf ein Spenderorgan angewiesen ist um seine Kinder noch groß werden zu sehen, kann leicht den Moralapostel spielen, wenn man selbst oder ein lieber Verwandter betroffen ist ändert sich rasant die Einstellung.

  • Die armen Affen! Die Probleme der Menschen sollen die doch lieber selber klären: Weniger ernährungsbedingte Herzkrankheiten - geht ohne Affen, mehr Spenderbereitschaft und das Ablegen der abergläubischen Vorstellungen (Hui, mein toter Körper muss aber unbedingt im Stück eingeäschert werden!) - geht ohne Affen. Genetisch angepasste Schweineherzen für jeden Kassenpatieten - das geht nicht ohne Affen!

  • 3G
    33641 (Profil gelöscht)

    Der Schweine-Stoffwechsel ähnelt dem menschlichen. Und wenn der Mensch eine Machtposition erreicht hat, dann läßt er erst richtig die Sau raus.

  • Nicht ein einziger Satz dazu, dass Tierversuche (in meinen Augen überhaupt nicht vertretbar) ethisch kritisch zu betrachten sind? Nicht ein Wort darüber, dass sowohl das Schwein als auch der Affe für den versuch sterben mussten? Nicht ein Wort darüber, dass beide Lebewesen ihr gesamtes kurzes "Leben" in Gefangenschaft verbringen mussten? Nicht einmal die Frage in den Raum gestellt, ob Menschenleben wirklich mehr wert sind als Tierleben? taz, ich bin enttäuscht und erschüttert.

    • @Candis_:

      es steht wohl nicht drin, was aber drinsteht das die Herzen der Schweine bei den Affen keine Blut-befördernde Funktion hatten, sprich, den Affen wurde das Herz wahrscheinlich entfernt und ihnen geht es noch gut.

    • @Candis_:

      Sie wissen doch: Wenn es der Krone der Schöpfung dient, jener Spezies, die es als allereste schaffen wird, neben allen anderen Arten auch sich selbst auszurotten ist kein Preis (den andere bezahlen müssen) zu hoch.

    • @Candis_:

      Was um so absurder ist, wenn man sich anschaut wie viele Menschen sich gegenseitig umbringen oder wie viele Menschen verhungern und an vermeidbaren Krankheiten sterben.

      • @JoWall:

        Genau. Man operiert sich gesund, damit man sich gegenseitig abschlachten kann.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Candis_:

      Tierversuche für ständig neue Kosmetika und Massenschlachtungen für die tägliche Wurst sind weitaus kritischer zu betrachten. Die Frage, ob Menschenleben wirklich mehr wert sind als Tierleben, wird daher bereits täglich weltweit beantwortet von der Gesellschaft mit Ja. Wenn man sich die Menschenrechtsberichte von Amnesty International ansieht und die Problematik Armut und Reichtum auf der Welt berücksichtigt, wird deutlich, wie wenig Menschenleben wert sind. Daher verwundert es nicht, das Tierleben einen noch geringen Wert haben für die Spezies Mensch. Solange außerdem die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit weltweit weiterhin dominiert, wird der Versuch den Speziesismus zu bekämpfen ein ethisch philosophisches Luxusproblem einiger westlicher Wohlstandsbürger bleiben.

      • @2097 (Profil gelöscht):

        "Die Frage, ob Menschenleben wirklich mehr wert sind als Tierleben, wird daher bereits täglich weltweit beantwortet von der Gesellschaft mit Ja."

         

        Dieses JA ist lächerlich. Es beruht auf den vollen Hosen, die man vor dem eigenen Tod hat. Unvermeidlich ist er dennoch und was man auch gerne verdrängt: Nach 100 Jahren weiß kein Aas mehr, wer Du überhaupt warst. Außerdem: Es wird kein Menschenleben gerettet, es wird höchstens verlängert. Dafür werden andere Leben - von solchen, die sich nicht wehren können - gewaltsam verkürzt. Das ist nicht fair. Es ist egoistisch, feige und dumm.

         

        Leute, seht es einfach mal gelassener: Wir alle gehen irgendwann drauf. Wie Insekten, wie Ratten, wie Schweine auch. Wir gehen ein wie die Primeln. Dann geht der Körper wieder in den Materiekreislauf der Natur über und der Geist ins kosmische Bewußtsein. Das ist der Lauf des Lebens und keiner wird ihm entrinnen. Es ist auch nicht weiter schlimm. Findet Euch endlich mal damit ab.

    • 3G
      33641 (Profil gelöscht)
      @Candis_:

      Richtig! Leben um jeden Preis ist unwürdig.