Ticker Walpurgisnacht 2014: Revolution vertagt
In Hamburg wird gekifft, in Berlin trinken wir jetzt Bier. Die Proteste gegen Rassismus und Kapitalismus sind friedlich verlaufen.
23.05 Uhr: Und Schluss
Onlinebunker. Bisschen Pyro, bischen laufen, bisschen kiffen – die Demos zur Walpurgisnacht verliefen friedlich. Wir schließen den Liveticker und machen am 1. Mai vormittags weiter. Gute Nacht.
22.50 Uhr: BZ auf Draht
Onlinebunker. „In der Pankstraße gab es gerade einen Eierwurf. Der traf allerdings ins Leere“, berichten die rasenden BZ-Reporter. Da ist uns wohl was durch die Lappen gegangen.
22.47 Uhr: Letzter Widerstand
Berlin, Pankstraße. Ein paar Teilnehmer sitzen friedlich auf der Straße herum. Die Polizei bittet sie trotzdem zu gehen. Ein Punk sitzt auf einem anderen in Reiterstellung und simuliert Sex – Ausdruck des letzten Widerstands. Andere sitzen in den umliegenden Cafés und trinken Bier. Die meisten sind weg.
22.40 Uhr: ¡Sí, Madrid!
Onlinebunker. Atlético besiegt den FC Chelsea im Rückspiel des Champions-League-Halbfinales mit 1-3. Das erste innerstädtische Champions-League-Finale der Geschichte ist perfekt. Aber auf den Berliner Straßen regt sich kein Autokorso. ¿Qué pasa hombres?
22.32 Uhr: Schon eingenickt?
Onlinebunker. Hallo, Kollegen von der Bild? Seid ihr schon eingeschlafen? Der Ticker steht schon seit 21.47 Uhr still. Da gab es die Bengalos auf dem Dach in der Maxstraße – wir wollen uns ja nicht selbst loben – von denen wir schon um 21.34 Uhr berichtet haben.
Ergänzung 22.39 Uhr: Und dann bringt ihr fast 40 Minuten später einen Absatz, den ihr von der dpa kopiert habt. Hatten eure Reporter Angst vorm Wedding?
22.24 Uhr: ¡Arriba Madrid!
Onlinebunker. In London ist die Sache ebenfalls gelaufen. Nach dem Führungstor durch Diego Costa (60. Minute) trifft Arda Turan in der 72. Minute nach einem Pass von Juanfran zum 1:3. Jetzt sind noch rund 10 Minuten zu spielen, Chelsea bräuchte jetzt drei Tore. Das würden nicht mal die Bayern schaffen. Nach dem innerdeutschen Finale im letzten Jahr das erste innerstädtische Finale: Real vs. Atlético. Am 24. Mai in Lissabon. (Und nächstes Jahr in Berlin, am besten am 1. Mai).
22.20 Uhr: Joints und Holzplatten
Hamburg, Schanzenviertel. „Sicher ist sicher“, denken sich viele Ladenbesitzer im Hamburger Schanzenviertel und vernageln gerade ihre Schaufenster mit Holzplatten. Die Polizei postiert sich vor dem autonomen Zentrum Rote Flora und vor einer Sparkassenfiliale. Und sonst? Das Partyvolk sitzt auf den Bänken auf dem Schulterblatt und feiert entspannt in den Mai hinein – eigentlich wie jeden Abend in der Schanze. Auch im Park Fiction auf St. Pauli ist alles ruhig, ein paar hundert Leute trinken Bier und rauchen Joints zur Musik aus dem Lautsprecherwagen. Wieso sollte man da auch Steine schmeißen?
22.11 Uhr: Revolution vertagt
Berlin, Buttmannstraße. Der Veranstalter löst die Demonstration wegen massiver Polizeipräsenz auf. Die Polizei fordert auf zu gehen. Die Demonstranten verlassen die Buttmanstraße in alle Richtungen.
22.06 Uhr: Fast 3000 Demonstranten in Berlin
Onlinebunker. Nach Angaben der Polizei ist die Demo im Berliner Wedding auf 2.900 Teilnehmer angewachsen. Nach eigenen Angaben hat die Polizei gegen 16 Demonstranten Anzeige erstattet, weil sie Kleidungsstücke zur Vermummung dabei hatten.
22.03 Uhr: Böller und Bengalos – Keine Eskalation
Berlin, Pankstraße. Böller fliegen auf ein parkendes Polizeiauto auf der Höhe der Polizeiwache. Bengalos. Keine Eskalation, doch die Polizei marschiert auf und schaltet ihre Flutlichter an. Es gibt eine Kundgebung gegen Polizeigewalt. Die Polizei solle am Ersten Mai zuhause bleiben und lieber Bier trinken gehen.
21.55 Uhr: Friede, Freude und so weiter
Onlinebunker. Auch an anderen Orten in Berlin ist was los zur Walpurgisnacht. Im Mauerpark, Görlitzer Park, Victoriapark und in der Hasenheide. Alles friedlich, sagt die Polizei. @lbenedix sagt bei Twitter: „Im Wedding demonstriert man für Anwohner_Innen aber nur gegen Immobilienspekulanten. Ohne _Innen…“
21.50 Uhr: Hamburg macht Schluss
Hamburg. Die Demo ist inzwischen an ihrem Zielort, dem Park Fiction angekommen. An den Aufruf der Veranstalter, auf der Demo keinen Alkohol zu trinken, hält sich jetzt kaum mehr jemand. Der Andrang im Kiosk am Hein-Köllisch-Platz ist groß, die Schlange reicht bis auf die Straße. Direkt daneben stehen 50 Bereitschaftspolizisten in Reih’ und Glied und schielen neidisch auf die Bierflaschen. „Fühlt ihr euch so wichtig?“ fragt sie eine junge Frau provokativ. „Nee, eher gelangweilt“, antwortet ein Beamter und fragt seinen Kollegen, wo wohl der Bratkartoffelduft her kommt. Die Stimmung ist gelassen.
Auf der Abschlusskundgebung im Park Fiction hält Ali von der Gruppe Lampedusa in Hamburg eine Rede. Vor der Hafenkulisse sagt er: „Wir sind froh zu sehen, dass die Hamburger gegen Kapitalismus und Rassismus demonstrieren!“ Er erinnert noch einmal an Francis Kwame. Der obdachlose Flüchtling war im April verstorben (siehe unten). „Wir werden kämpfen, bis wir unsere Rechte haben! Wir können nicht warten, bis der nächste stirbt“, sagt Ali. Das will er als „klare Ansage an die Regierung“ verstanden wissen.
21.46 Uhr: Achtung Abkürzung
Berlin, Reinickendorfer Straße. Anstatt Richtung Humboldthain läuft der Zug nun direkt in die Pankstraße. Fun Fact: Die taz war dort auch mal zu Hause. In der Wattstraße 11/12 direkt beim Humboldthain-Park. Und bald ziehen wir wieder um.
21.44 Uhr: 1-1
Übrigens: Es wird ja noch ein Gegner für Real gesucht. Zur Halbzeit steht es im Halbfinale der Champions Leage zwischen FC Chelsea und Atlético Madrid 1:1.
21.34 Uhr: Stimmung!
Berlin, Maxstraße. Ein Dutzend Demonstranten stehen auf Dach und Balkon und zünden bengalische Feuer. Stimmung kommt auf. An der Ecke Schererstraße wird ein „Kein Mensch ist illegal“ an die Hauswand projiziert.
21.17 Uhr: Gegen Zwangsräumung
Berlin, Leopoldplatz. Nach einem kurzen Stopp der Polizei, sie musste mit dem Versammlungsleiter reden, gibt es Solidaritätsaufrufe für eine Familie in Charlottenburg, der die Zwangsräumung droht. Danach geht es weiter Richtung Maxstraße.
21.11 Uhr: Vorbei an den Konfliktorten
Hamburg, Reeperbahn. Sonst ist es hier um diese Zeit eher noch ruhig, aber jetzt wird es hektisch: Mehr als tausend Demonstranten schlängeln sich durch die Partymeile, vorbei an den Konfliktorten Davidwache und Esso-Häuser. Zeugenaussagen zufolge hat ein Polizist am Rande Pfefferspray eingesetzt. Ihre berühmte Wache hat die Polizei hermetisch mit Räumpanzern und Wasserwerfen abgeriegelt, die Demonstranten rufen den Beamten „Lügner, Lügner“ entgegen. Sie werfen ihnen vor, im Dezember vergangenen Jahres einen Angriff auf die Wache erfunden zu haben, um die Einrichtung eines Gefahrengebiets zu rechtfertigen.
Vor den berühmten Esso-Häusern, die im Dezember evakuiert worden sind und demnächst abgerissen werden sollen, hält Zlatko Bahtijarevic eine Rede. Er hat in den Esso-Häusern den Club Planet Pauli betrieben. „Wir konnten nicht verhindern, dass die Esso-Häuser eine Baustelle werden“, sagte er. „Aber wir können versprechen, dass es die berühmteste Baustelle Deutschlands wird.“
20.54 Uhr: No Nationalismus
Berlin, Burgsdorfstraße. Es geht weiter. Beim Loslaufen bittet man um Hilfe beim Anschieben des Lautsprechers. Es wird dunkel. Die Anzahl der Behelmten, die den Zug vor den Demonstranten anführen, wächst. Eine Frau hisst aus dem Fenster eine Türkeiflagge, die kurdischen Demonstranten halten dagegen. Sie formt das Zeichen der Grauen Wölfe. Die Demonstranten skandieren: „Nationalismus raus aus den Köpfen.“
20.45 Uhr: Kein Nazi-Fackelzug in Westerfilde
Dortmund. Wie die Kollegen Ruhrbarone melden, wird ein geplanter Fackelzug der Nazis in Westerfilde wohl nicht stattfinden.
20.38 Uhr: Halt, stopp.
Berlin, Burgsdorfstraße. Gerade wurde das Tempo schneller, einige haben durch den Park abgekürzt, jetzt Stopp. Eine halbe Hundertschaft der Polizei steht dem Demozug in der engen Straße gegenüber. Doch es klingen Stimmen aus den Lautsprechern. Zwischenkundgebung.
20.31 Uhr: Spitze, prima, klasse
Onlinebunker. Polizei bei Twitter: „Spitze der Demo „Antikapitalistische #Walpurgisnacht erreicht Triftstr.“ Ein freudscher Verleser unsererseits: „Spitze Demo.“
20.25 Uhr: Feuerwerk und Feuerwehr
Hamburg, Jessenstraße. Jetzt passiert doch etwas: Aktivisten haben an einem Haus an der Jessenstraße ein Transparent runtergelassen und Feuerwerk gezündet. Die Demonstranten freut's, die Feuerwehr weniger. Sie ist mit acht Einsatzwagen angerückt und hat sich Zugang zum Haus verschafft.
20.20 Uhr: Wortkunde „Kleinsteinpflaster“
Onlinebunker. Wir fragten uns, was eigentlich ein Kleinsteinpflaster ist, von dem die Kollegen der BZ in ihrem Liveticker berichten – und fragten den Kollegen Deniz Yücel, der zufällig auftauchte. Der verfasste eine schnelle Wortkunde:
„Straßenbelag aus handtellergroßen Pflastersteinen. Im Gegensatz zum Großstein-(„Kopfstein“)Pflaster für sinnvollen und sinnlosen Straßenkampf geeignet. Gerüchten zufolge liegt der Strand darunter. In Deutschland oft aus Grauwacke. Tut weh, wenn man seine Einzelteile auf den Kopf bekommt (auch mit Helm!). Typisches Geräusch beim Auftreffen auf einen Wasserwerfer: KLÖNG“
20.12 Uhr: Feuerwerk über Weddings Dächern
Berlin, Genter Straße. Rotes Leuchten: Vermummte brennen einen Bengalo auf einem Dach ab. Ein Banner wird entrollt: „Refugees are welcome.“ Der Zug wächst stetig, gerade sind es rund 2.000 Demonstranten. Einige wollten wohl den Vorkontrollen der Polizei entgehen.
20.04 Uhr: Auf gehts
Berlin, Kameruner Straße. „A anti antikapitalista“, die Demo geht mit rund 1500 Menschen los. Mit einem Großaufgebot sicherte die Polizei die Demonstrationsstrecke im Wedding. Rund 2.400 Polizisten sind heute Abend in der Stadt eingesetzt. Vom Einsatz im Wedding twittert die Polizei unter @PolizeiBerlin_e. Auf den Straßen hält sie sich im Hintergrund. Zuschauer aus dem Africa Market jubeln der Demo zu.
20.00 Uhr: Demo-Romantik
Hamburg, Max-Brauer-Allee. Die Demo zieht gemächlich weiter, während die goldene Abendsonne hinter den Wolken hervor kommt. „Kein Mensch ist illegal“ rufen die Leute, oder: „Runter mit der Miete!“ Teilweise entfernen junge Demoteilnehmer Wahlplakate der CDU und der SPD, die an der Straße aufgestellt sind. Auch von den Wasserwerfern, die die Polizei vorsichtshalber aufgestellt ist, lässt sich hier niemand beeindrucken oder provozieren. Für das Ende der Demonstration wird ein Konzert im Park Fiction angekündigt – mit Elbblick!
19.55 Uhr: Hibbelige Masse
Berlin, See-, Ecke Müllerstraße. Die Leute werden hibbelig, sie wollen loslaufen. Vor dem Lauti ist ein großes Banner gespannt, das zu Blockupy 2014 aufruft, in Anlehnung an die Proteste der vergangenen Jahre.
19.50 Uhr: Demostart in Hamburg
Hamburg, Bahnhof Altona. Die antikapitalistische Vorabenddemo mit 800 Teilnehmern setzt sich Richtung St Pauli in Bewegung. „Wir wollen den Kampf für Wohnraum wieder aufnehmen“ erklärte zuvor eine Sprecherin von der linken Gruppierung Avanti. Zielort der Demo ist der Park Fiction nahe den ehemals besetzten Häusern an der Hafenstraße. Es wurde davor gewarnt, in den engen Straßen Böller zu werfen.
19.45 Uhr: Die Wahrsager vom Berliner Kurier
Onlinebunker: Hey, Kollegen vom Berliner Kurier. Wir sind hier etwas neidisch. Wisst ihr mehr als wir? Immerhin überschreibt ihr eure Bildergalerie schon jetzt mit „Mai-Krawalle 2014 in Berlin“.
19.25 Uhr: Hamburger Harmonie
Hamburg, Altona. Die Veranstalter rufen dazu auf, nicht zu trinken, Drogen zu konsumieren oder Böller zu werfen. Die Verletzungsgefahr sei zu groß: „Wir wollen unsere Demo bis zum Ende durchführen!“ Trotzdem explodieren immer wieder Knallkörper in einem Fußgängertunnel. Inzwischen sind mehrere hundert Menschen hier, um für ein Recht auf Stadt und ein Bleiberecht der Lampedusa-Flüchtlinge zu demonstrieren.
19.15 Uhr: Fliegende Menschen, schöne Hexen im Harz
Onlinebunker. Berlin jammert über seine Easyjet-Krawalltouristen. Im Harz freut man sich über angereiste Bösewichte und kürt im Schloss Wernigerode in Bodetal zur Walpurgisnacht die schönste Hexe. In Thale feiern die Harzer auf dem Hexentanzplatz mit Hochseilakrobatik und Musik und in Schierke wirbt ein Markt mit „Mittelalter pur erleben“. Die Walpurgisnacht sei eine der größten Touristen-Attraktionen des Harzes, sagt dpa.
19.10 Uhr: Demo geht gleich los
Berlin, Wedding. Noch laufen sie nicht. Eine kleine Menge lauscht den SprecherInnen der Anfangskundgebung. Junge Leute, aber auch ältere Weddinger sind anwesend. Es wird fleißig Bier aus Plastikbechern getrunken, die die Polizei an Trinkende verteilt. Jungs mit Fußballschuhen und Ball freuen sich sichtlich über den Menschenauflauf.
19.05 Uhr: „Gegen Nazis mache ich mit“
Hamburg, Bahnhof Altona. Rund 100 Demonstranten haben sich zur antikapitalistischen Vorabenddemo versammelt. Erwartet werden mehr als Tausend. Die Polizei hält sich noch im Hintergrund, hat aber viele Kräfte in den Seitenstraßen postiert, Wasserwerfer inklusive. Ein etwa zehnjähriger Junge fragt, ob für oder gegen Nazis demonstriert wird. „Gegen Nazis mache ich mit. Zündet ihr auch Sachen an?“ Zusammen mit einem Freund will er jetzt Benzin holen. Sonst machen die Anwesenden einen friedlichen Eindruck.
19 Uhr: Schwarz sind nur die Zivilpolizisten
Berlin, Müller-/Seestraße. Die Demonstranten sammeln sich. Schwarz gekleidet sind nur die Zivilpolizisten.
18.43 Uhr: Die Lautsprecher sind schon mal da
Berlin, See-/Müllerstraße. Die ersten Demonstranten versammeln sich. „Steigende Miete? Rassismus? Polizeischikanen? Hände weg vom Wedding“ fordert das Banner am Lautsprecherwagen. Die Stimmung ist erwartungsvoll und ausgelassen.
18.30 Uhr: Teufelstanz auf dem Blocksberg
Onlinebunker. Was hat es eigentlich mit dieser Walpurgisnacht auf sich? Die dpa weiß es: In der Walpurgisnacht wird traditionell der Winter ausgetrieben. Mit Festen wie dem Tanz in den Mai, Umzügen und mystischen Feuern wird der Frühling begrüßt. Der Gang zwischen zwei Walpurgis-Feuern soll reinigen und Krankheiten fernhalten. Im Harz wird die Walpurgisnacht seit Jahrhunderten gefeiert. Nach altem Volksglauben treffen sich dort in der Nacht zum 1. Mai Hexen auf dem Brocken (Blocksberg), um mit dem Teufel zu tanzen und zu feiern. Benannt ist die Walpurgisnacht nach der an einem 1. Mai heiliggesprochenen Heidenheimer Äbtissin Walburga (um 710-779), der Schutzpatronin gegen Pest, Tollwut und böse Geister.
18.15 Uhr: Allet normal im Wedding
Berlin, See-/Müllerstraße. Noch ist fast alles wie immer im Wedding. Eine Menge Leute flanieren auf den Bürgersteigen, Autos überqueren die große Kreuzung. Einzig die schier endlosen Kolonnen aus parkenden Polizeiwagen deuten auf die Demo 19 Uhr hin.
18.10 Uhr: Gedenken an Francis Kwame
Hamburg, Jungfernstieg. In Hamburg beginnen die Demonstrationen aus einem traurigen Anlass: Um 16 Uhr treffen sich 80 Menschen zu einer Gedenkkundgebung für den verstorbenen Lampedusa-Flüchtling Francis Kwame. Der 58-Jährige, der in Hamburg auf der Straße lebte, war im April aus bislang ungeklärter Ursache verstorben. „Er ist an Übermüdung und an Ignoranz der Behörden gestorben“, sagt ein Sprecher der Lampedusa-Gruppe unter Tränen. „Die Politiker müssen jetzt umkehren, bevor noch mehr Menschen sterben.“
Seit über einem Jahr kämpfen etwa 300 afrikanische Flüchtlinge, die über Italien nach Hamburg kamen, für Bleiberecht und Arbeitserlaubnis. Der Senat sitzt diese Forderungen bislang erfolgreich aus und beruft sich darauf, dass nach europäischem Recht Italien für die Flüchtlinge zuständig sei.
Ein Sprecher der Gruppe erinnert an den Hintergrund des 1. Mai als Tag der Arbeit: „Jeder hat das Recht auf Arbeit. Unsere Forderung ist unser Recht!“ Deswegen riefen die Flüchtlinge alle Inhaber einer Arbeitserlaubnis zur praktischen Solidarität auf.
Wir berichtet am Vorabend des 1. Mai bis in die Nacht live aus Hamburg und Berlin. In Hamburg sind für uns Benjamin Laufer und Kai von Appen unterwegs. Sie begleiten die Antikapitalistische Demo, die 19 Uhr in Altona startet. In Berlin werden Baran Korkmaz und Markus Mayr aus dem Wedding berichten, wo 20.30 Uhr die Demo gegen „Rassismus und soziale Ausgrenzung“ startet. In der Redaktion koordinieren Frauke Böger, Svenja Bednarzcyk und Paul Wrusch den Liveticker.
Die Flüchtlinge haben angekündigt, heute Nacht wieder auf der Straße zu schlafen. Über den Winter waren viele in privaten Notunterkünften untergekommen. Am Donnerstag bilden sie einen eigenen Block auf der DGB-Demo.
18.00 Uhr: Vorschau auf den Abend
Berlin/Hamburg. In Berlin beginnt 20.30 Uhr im Wedding die Demo gegen „Rassismus und soziale Ausgrenzung“ (mehr Infos hier). Die Polizei rechnet mit 2000 bis 3000 Teilnehmern. Kreuz und quer geht es durch den geschichtsträchtigen Wedding. Die Route ist gut sieben Kilometer lang. Auch noch in den Mai zu tanzen wird danach schon zur Herausforderung.
In Hamburg wollen ab 19 Uhr linke Demonstranten gegen Kapitalismus auf die Straße gehen. Startpunkt ist der Bahnhof Altona.
Am Donnerstag gibt es in Berlin die traditionellen Kundgebungen der Gewerkschaften. In Berlin-Kreuzberg beim Myfest werden tausende Menschen feiern, direkt nebenan auf dem Oranienplatz protestieren weiter Flüchtlinge, ihren Hungertreik setzten sie heute aus. Am Abend mobilisiert die linke Szene zur 18 Uhr Demo. Sowohl für Berlin als auch für Hamburg gehen die meisten Beobachter von einem friedlichen Verlauf des 1. Mai aus.
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