piwik no script img

Tibet-Gespräche in PekingKaum Hoffnung auf Fortschritt

Abgesandte des Dalai Lama verhandeln diese Woche erneut mit der chinesischen Führung. Doch der Druck auf die Bevölkerung wurde seit den Unruhen 2008 noch verschärft.

Potala-Palast in Lhasa in Tibet. Bild: dpa

PEKING taz Acht Mal haben sich Lody Gyaltsen und Gyari Kelsang Gyaltsen bereits mit Funktionären Pekings getroffen, nun trafen die beiden Vertrauten des Dalai Lama erneut in China ein. Ein neuer Vorstoß in schwierigen Zeiten: Die Exil-Tibeter wollen über die Zukunft des "Landes des Schnees" mit der chinesischen Regierung reden. Etwa eine Woche lang werden sie über mehr Autonomie und mehr Freiheiten für die Bewohner Tibets diskutieren. Wie stets finden die Treffen hinter verschlossenen Türen statt.

Hoffnung auf Annäherung gibt es allerdings kaum, die Positionen scheinen verhärtet. Die letzte Begegnung, im November 2008, hatte mit scharfen gegenseitigen Vorwürfen geendet: Peking warf dem Dalai Lama vor, er sei ein "Spalter", der hinter den blutigen Unruhen vom März jenes Jahres in der tibetischen Hauptstadt Lhasa stecke. Obwohl er von der Autonomie Tibets spreche, wolle er in Wahrheit die völlige Unabhängigkeit. Der Dalai Lama streitet dies ab. Es sei vernünftiger für Peking mit ihm zu reden, als auf seinen Tod zu warten, argumentiert der 75-Jährige. Denn ein Nachfolger werde womöglich radikaler für Tibet kämpfen als er.

Peking verlangt jedoch als Vorbedingung für substanzielle Verhandlungen einen Kotau des Dalai Lama. Er solle zugestehen, dass Tibet "schon immer Teil Chinas" gewesen sei, erklärte jüngst Lian Xiangmin vom amtlichen "Tibet-Forschungs-Zentrum" in Peking. Es reiche nicht, wenn er, wie bisher, nur einräume, dass Tibet "seit 1959 Teil Chinas ist, als es die Volksbefreiungsarmee übernahm". Die Unterhändler dürften nun versuchen, die Atmosphäre zu entspannen.

Doch seit den Unruhen im März 2008 haben Volksbefreiungsarmee und Polizei den Druck auf die Tibeter weiter verschärft. Soldaten patrouillieren heute regelmäßig um den Jokhang-Palast, Scharfschützen beobachten von den Dächern die tibetischen Pilger, auch die Eingänge der tibetischen Wohnviertel in Lhasa werden streng kontrolliert. In den Medien ist jeder Zweifel an der Tibet-Politik der Behörden tabu. Ausländische Journalisten dürfen nur in seltenen Ausnahmefällen nach Lhasa reisen, und wenn, dann genau überwacht. Tibeter berichten von Verhaftungen von Mönchen, Anfang Januar wurde der tibetische Dokumentarfilmer Dhondup Wangchen zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, weil er in seinem Film "Leaving Fear Behind" Landsleute vorgestellt hatte, die über ihr Leben und die Hoffnung auf eine Rückkehr des Dalai Lama berichteten.

Die KP-Führung will offenkundig an ihrem scharfen Kurs festhalten, den sie als "korrekt" bezeichnet. Gleichzeitig hat sie angekündigt, mehr Geld nach Tibet zu pumpen. Auf einer zentralen Tibet-Konferenz vor wenigen Tagen legte sie ihre künftige Strategie für das Territorium fest: Die "Stabilität" müsse um jeden Preis gewahrt werden, hieß es. Staats- und Parteichef Hu Jintao sprach von einem "Entwicklungsweg mit chinesischen Charakteristika und tibetischen Besonderheiten". So sollen mehr Straßen, Eisenbahnlinien und auf 4.436 Meter Höhe der höchste Flughafen der Welt entstehen. Ziel sei es, die "Autonome Region Tibet" bis 2020 so weit zu entwickeln, dass ihre Bewohner ebenso wohlhabend seien wie die Landsleute im übrigen China.

Kritiker werfen den Behörden allerdings vor, mit ihren Investitionen die Kluft zwischen der angestammten Bevölkerung und den Zuwanderern aus anderen Teilen Chinas noch zu vertiefen, weil die chinesischen Migranten besser an Aufträge herankämen. Ein neuer Gouverneur, Padma Choling, soll derweil für Ruhe sorgen. Der 58-Jährige zählt zu den Hardlinern, seine Karriere hat er in der Volksbefreiungsarmee gemacht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

3 Kommentare

 / 
  • KH
    Kay Hanisch

    Leider hält sich diese Meinung bei vielen Leuten, die leicht zu manipulieren sind. Man braucht sich nur die demokratischen Reformen ansehen, welche die tibetische Exilregierung durchgeführt hat.

    Wie sah es denn 1930 in China aus? Dort regierten Warlords und Feudalherren und schmierten die Kuomintang-Regierung. Wollen Sie etwa behaupten, diese Zustände wären auch das Ziel der taiwanesischen Politik?

    Man sollte sich einmal vor Augen führen, welche Veränderungen in den letzten Jahrzehnten bei den Tibetern vollzogen worden. Das Mittelalter herbeizuzitieren, um die Besatzung der neoliberalen KP-Clique zu rechtfertigen, halte ich für sehr weit hergeholt. Wäre Tibet unabhängig geblieben, wäre es wohl heute eher mit Nepal oder Bhutan vergleichbar.

    Es hätte seine Isolation nicht lange durchhalten können. Dies war den Tibetern bereits vorm chinesischen Einmarsch klargeworden.

  • K
    Kritiker

    Ich als Buddhist, der in Deutschland, frei, lebt, hoffe, dass die Tibetfrage ruhig und bald, gelöst wird, zugunsten, des Tibetischen Volkes, denn Tibet war immer ein Teil des, alten Buddhismus, ein Pfeiler, Buddhistischer Tradition, der ja bekanntermaßen 2600 Jahre alt ist. Die Traditionen, dieser alten Kultur, dürfen nicht vergessen werden, die bewahrt werden, durch das Volk von Tibet. Es muss ein Stop geben, der Aberkennung, der Wichtigkeit, Tibets, aus der Gemeinschaft der Buddhistischen Religion, weltweit.

  • B
    Benz

    Der Dalai und seine Mönche wollen zurück ins Mittelalter, so wie die Taliban gleich daneben, in Afghanistan. Bis in die 50er Jahre waren die Bauern in Tibet Leibeigene, mussten auf den Ländereien der Klöster schuften und den Zehnten bezahlen.

     

    Doch nicht nur das. Die Mönche skandieren auch noch offen rassistische Parolen ''Tibet den Tibetern!''.