Thronfolge in Thailand: Zwei Märchenprinzen aus Amerika

In Thailand hat das Auftauchen zweier verstoßener Söhne Spekulationen über die ungeklärte Thronfolge befeuert. Dabei ist Klatsch und Tratsch tabu.

Zwei Männer falten ihre Hände vor dem Gesicht

Königssöhne Vacharaesorn und Chakriwat Vivacharawongse grüßen Journalisten bei ihrer Ankunft Foto: Athit Perawongmetha/reuters

BERLIN taz | Wenn man eines in Thailand nicht tut, dann ist es über das Königshaus anders als mit Bewunderung und Ehrerbietung zu sprechen. Klatschgeschichten über König, Prinzen und Prinzessinnen wie über Charles und Camilla, William und Kate, Harry and Meghan sind in Thailand absolut unvorstellbar. Jetzt aber sorgten gleich zwei Prinzen, die protokollarisch gar keine mehr sind, für Schlagzeilen.

Völlig überraschend erschienen nach 27 Jahren Abwesenheit nämlich vor gut einer Woche Vacharaesorn Vivacharawongse, 42, und ein paar Tage später auch sein Bruder Chakriwat Vivacharawongse, ein 40-jahriger Arzt, in Bangkok. Sie sind Söhne aus der zweiten Ehe von König Vajiralongkorn mit der Schauspielerin Sujarinee Vivacharawongse.

1996 und damit nur zwei Jahre nach der Hochzeit war es mit der Ehe schon wieder vorbei. Sujarinee und ihren insgesamt vier Söhnen wurden die royalen Titel aberkannt und die Diplomatenpässe entzogen. Sie zogen in die USA und wurden in Thailand nie mehr gesehen.

Über den Grund für das plötzliche Auftauchen der beiden Königssöhne wurde wild spekuliert. Gängigste These ist die Frage der Thronfolge. Vor allem Vacharaesorn scheint als möglicher potenzieller Nachfolge seines Vaters zu gelten.

Bisherige Favoritin in der Thronfolge im Koma

Bislang galt Prinzessin Bajrakitiyabha als einzige Tochter des Königs aus der Ehe mit Sujarinee als geeignete Thronerbin. Die Prinzessin wuchs am Hof in Bangkok beim Vater auf, arbeitete als Anwältin bei den UN und diente als Botschafterin in Australien.

Doch im Dezember 2022 kollabierte die 44-Jährige und versank in ein Koma, aus dem sie seither nicht mehr aufgewacht ist. Jetzt wird in Bangkok heftig und hinter vorgehaltener Hand spekuliert, ob hinter den Palastmauern womöglich über eine neue Thronfolge nachgedacht wird.

Immerhin ist König Vajiralongkorn mit 71 nicht mehr der Jüngste, auch wenn er vielleicht die guten Gene seiner Eltern geerbt hat: Seine Mutter, Königin Sirikit, wurde gerade 91. Der Vater, König Bhumibol, starb im Oktober 2016 nach über 70 Jahren auf dem Thron im Alter von 88 Jahren.

Vor allem der New Yorker Anwalt Vacharaesorn gab sich in Bangkok leutselig. Er ließ Medien wissen, wie sehr er Thailand liebe, kutschierte fotogen mit einem Tuk Tuk durch die Stadt, absolvierte aber mit Besuchen wichtiger Tempel und einer Visite bei dem von seinem Vater ernannten Obersten Patriarchen des thailändischen Buddhismus auch ein Programm mit royalen Zügen.

Traf der König überhaupt den Ex-Prinzen?

Aber hat der bekennende Monarchist Vacharaesorn auch den Vater getroffen? Wurde er vom Kronrat auf seine Eignung als Kronprinz geprüft? Der Palast schweigt beharrlich.

Königliches Schweigen herrscht derzeit auch zur aktuellen Frage, wer neuer Regierungschef wird. Pita Limjaroenrat, Sieger der Parlamentswahl vom Mai, jedenfalls nicht.

Die royalistisch-militärische Elite blockiert im Parlament die Wahl des Politikers von der Move-Forward-Partei. Denn die hat sich ausgerechnet eine grundlegende Reform der Monarchie und des Militärs auf die Fahne geschrieben.

Vacharaesorn und Chakriwat sind inzwischen wieder abgereist, das Politdrama „Wer darf Premierminister werden“ geht diese Woche in die nächste Runde und das Rätseln über die Thronfolge dürfte Thailand noch lange beschäftigen.

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