Thor-Steinar-Laden in Hamburg: Es hat sich ausverkauft
Das Amtsgericht bestätigt: Der bei Rechten beliebte Laden in Barmbek muss schließen. Dafür hatte AnwohnerInnen und Antifa lange gekämpft.
Somit ist acht Monate nach der Eröffnung des Ladens in Barmbek das Ende bereits absehbar. Als das Geschäft mit der in rechtsextremen Kreisen beliebten Modemarke im März startete, begann unmittelbar der Gegenprotest, getragen aus dem Viertel, wie von der „Initiative gegen Rechts“ und unterstützt von Antifa-Gruppen. „Wir bleiben auf Kurs“ versprach das Steinar Label mit Firmensitz in Mittenwalde damals angesichts immer wiederkehrender Proteste auf seiner Webseite.
Seit Jahren steht die Marke um Geschäftsführer Marco Waespe in der Kritik: Vorgeworfen wird ihrem Design eine Bildsprache, die sich vor allem aus der Germanischen Mythologie bedient und eine Glorifizierung der Wehrmacht. Im Angebot ist auch ein T-Shirt mit dem Aufdruck: „Stadion Verbot! Na Und?“. Eine Anspielung darauf, dass Thor-Steinar-Klamotten als Erkennungsmerkmal der rechtsextremen Szene in zahlreichen Fußballstadien nicht getragen werden dürfen.
Bald nach der Eröffnung in Barmbek fanden regelmäßig Protestaktionen nahe dem Laden statt, während der das Geschäft schließen musste. Der Regionalausschuss Barmbek-Uhlenhorst-Duisburg-Hohenfelde beschloss eine Resolution für die Schließung des Ladens. Alle Parteien außer der AfD stimmten der Forderung zu.
In dem Gebäudekomplex mit dem Bekleidungsladen waren einige Eigentümer entsetzt, als sie von ihrem neuen Mitmieter erfuhren. Der Hausverwalter der Eigentümergemeinschaft sagte damals der taz: „Wir wussten nichts von der Anmietung.“ Der Eigentümer des Erdgeschossladens hätte über einen Makler an die Medie Tex GmbH vermietet. Zunächst hieß es, die Situation solle mit allen Eigentümern gelöst werden. Bald beteiligten sich die anderen Parteien als „Eigentümergemeinschaft Fuhlsbüttler Straße 257“ jedoch am Protest.
Gericht erkennt extreme Belastung an
Schon im August dieses Jahres hatte das Amtsgericht ein Urteil gefällt und der Eigentümergemeinschaft Recht gegeben, die argumentiert hatte, die Vermietung sei eine extreme Belastung. Im Urteil wurde die umgehende Beendigung des Mietverhältnisses festgeschrieben. Dagegen legte der Vermieter jedoch Einspruch ein.
Daraufhin erklärten die Kläger von der Eigentumsgemeinschaft, auf die auf sofortige Zwangsvollstreckung des Urteils zu verzichten, wenn der Beklagte sich im Gegenzug dazu verpflichtet, nicht mehr an Verkäufer von Thor Steinar-Kleidung zu vermieten und den Widerspruch gegen das erste Urteil zurückzuziehen. Das ist nun geschehen.
In ihrer Urteilsbegründung hob die Richterin hervor, dass der Laden für die Menschen im Stadtteil und die Bewohner des Hauses nicht zumutbar sei. „Ich freue mich besonders, dass die aktive Gegenwehr aus dem Stadtteil gegen das Eindringen rechter Lifestyle-Unkultur letztlich zu diesem Ergebnis geführt hat“ kommentierte Linken-Abgeordneter Rachid Messaoudi den Prozessausgang.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“