Themenläden und andere Clubs: In der Punica-Oase
Pina ist das ungarische Wort für Fotze, und mit Szerokiej drogi wünscht man sich in Polen gute Fahrt. Lernen Sie Sprachen!
Pina Bausch ist eine berühmte Choreografin, und weil sie so erfolgreich ist, hat sie irgendwann auch mal einen Preis in Ungarn in Empfang nehmen dürfen. Das muss sehr lustig gewesen sein, „Pina“ heißt auf Ungarisch nämlich Fotze, und so hatte der ungarische Kultusminister das Vergnügen „Und jetzt freuen wir uns auf unsere Preisträgerin Fotze Bausch“ in die Kameras des ungarischen Fernsehens sagen zu müssen.
Wenn ich für ein Springer-Blatt schreiben würde, müsste ich jetzt schreiben „Pikant: Nicht nur Pina Bausch stößt auf Ungarisch namensmäßig an gewisse gesellschaftliche Grenzen. Auch über das Erfrischungsgetränk Punica dürften die Ungarn und Ungarinnen dreckig lachen, Punica heißt auf ungarisch nämlich Fötzchen“. Da ich nicht für ein Springer-Blatt schreibe, denken Sie sich das „Pikant:“ am Anfang einfach weg.
Aber zurück zu den Ungarn und Ungarinnen: Ja, heißt denn da alles Fotze?! Egal ob Tea and Fruits oder dünne Mädchen in tänzelnden Posen?! Sind das denn alles Sexisten und Sexistinnen?! Übrigens weiß ich das nicht, weil ich plötzlich Ungarisch kann, sondern eine Ungarin aus meinem Bekanntenkreis hat diese Bombe platzen lassen. Ich selbst kann auf Ungarisch nur Fotze und Fötzchen sagen, und Sie können das jetzt auch. Aber ich lerne gerade Polnisch mit einem Intensivkurs mit Kassette, es geht um Klaus, der seine Freundin Zosia in Krakau besuchen fährt. Bis jetzt (Lektion 2) hat er sie noch nicht gefunden, er war aber schon an der Grenze (hatte nur Lebensmittel und Geschenke mit und demzufolge nichts zu verzollen), und er weiß auch schon, wo das Postamt (Poczta) ist.
Neulich habe ich auf einer Party einen Polen kennen gelernt und wollte ein bisschen plaudern bzw. angeben, weil ich aber schon so betrunken war, fiel mir nur noch ein: „Haben Sie eine grüne Versicherungskarte für Ihr Auto?“ (Czy ma pan zielona karte?) und „Gute Fahrt!“ (Szerokiej drogi!). Der Pole war auch schnell wieder weg. Die Party war aber trotzdem sehr nett, es handelte sich um einen Maskenball, ehrlich gesagt rede ich von der Silvesterparty, Sie wissen schon, das laute Ding am Ende des Jahres, bei dem eigentlich dieses Mal eine Menge Tote erwartet wurden. Stattdessen wurde gefeiert, was das Zeug hielt, und um Mitternacht gingen alle aufs Dach, wie man das halt so macht, nur war es ja dieses Jahr so neblig. Von dem Dach in Mitte, auf dem ich in meinem Bezaubernde-Jeannie-Kostüm („Haremsdame“ hieß das beim Kostümverleih) stand, konnte man nicht mal den Fernsehturm ausmachen.
Aber wie gesagt, es gibt durchaus schlimmere Partys. Zum Beispiel Geburtstagspartys in Kneipen, in die man oft geht, aber das Geburtstagskind dennoch nicht kennt. Irgendwo an einem Tisch in der Ecke wird dann um 12 Uhr Sekt gebechert, vielleicht singen ein paar der so genannten Freunde ein „Ständchen“ (woher das blöde Wort eigentlich kommt, sollte auch mal ein Kulturtheoretiker herausbekommen!) , und danach quieken immer alle „Whuuwhuuwhuu!!!“ und klatschen. Wieso müssen die Leute andauernd „Whuuwhuuwhuu!!“ quieken? Was soll das? Was heißt das? Ist das ein rudimentäres Überbleibsel von „Wunderbar!“ oder „Wonderful!“? So wie „Oje!“ und sogar „Ojemine!“ angeblich rudimentäre Überbleibsel von „O Jesus!“ sind? Erklärungsversuche bitte an: Jenni Zylka
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