Theatertipps für Berlin: Das Leben neu verhandeln
Die Bühnen-Sitcom „Boyfriends“ erzählt von Liebe, Mode und anderen Problemen. Die Sophiensaele feiern ihr Jubiläum mit einem Festival über das Altern.
D em Status Geheimtipp sind sie längst entwachsen, die Jungs von Thermoboy FK. Das Kollektiv, das seinen Namen der Legende nach einem Heizlüfter verdankt, befasst sich in seinen wundersamen wie entschleunigten Theaterabenden mit Männerbildern – und zwar überkommenen und künftigen.
„Boyfriends“ heißt die neue Produktion, die am 23. 10. im Theaterdiscounter herauskommt (der sich vor einiger Zeit in TD Berlin umbenannt hat): eine Sitcom nach dem Vorbild von „Sex and the City“ und „Friends“ – nur eben nicht mit Frauen und anderen desperaten Housewifes, sondern Männern, die sich mit ihrem Liebesleben, Mode oder anderen Problemen befassen, die im Alltag so bewältigt werden wollen (TD Berlin, 23.-25.9., jeweils 20 Uhr, Premiere bei Redaktionsschluss ausverkauft, www.td.berlin).
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Nicht nur Menschen, auch Spielstätten altern – die Sophiensäle zum Beispiel, die am 26. September 1996 mit „Allee der Kosmonauten“ von Sasha Waltz eröffnet wurden, die zu den Mitgründer:innen zählt. Das ist inzwischen ein Vierteljahrhundert her und ein Grund, zu Feiern.
Gleich ein ganzes Festival wurde aus diesem Anlaß auf die Beine gestellt, das unter der Überschrift „Coming Of Age“ längst überkommene Generationenverträge neu zu verhandeln sich vorgenommen hat. Ein großes Jubiläumsfest steht dann am 29. Oktober an.
In dieser Woche beschäftigt sich im Rahmen des Festivals die Tänzerin und Choreografin Sheena McGrandles in „Dawn. A Musical of Reproduction“ mit neuen Wegen der Familiengründung. „Woher kommt überhaupt das menschliche Bedürfnis, eine Familie zu gründen?“, ist eine der Fragen, auf die sie mit ihrer Performance nach Antworten sucht. „Welche Körper dürfen und können sich wie und wo fortpflanzen?“
Vier Personen am Rande der Fruchtbarkeit werden der Ankündigung zufolge in dieser Angelegenheit einen Dialog mit Dawn, der Göttin der Morgendämmerung führen (Sophiensäle, „Coming of Age“ 15. 9.-7. 11., alle Infos: www.coming-of-age.sophiensaele.com, im Rahmen des Festivals in den Uferstudios: „Dawn. A Musical of Reproduction“, 25.+26. 9., jeweils 14 Uhr und 19.30 Uhr).
Frankensteins Monster kam ganz ohne herkömmliche Reproduktionsmethoden in diese Welt. Sein Schöpfer Dr. Viktor Frankenstein nämlich hatte es aus Leichenteilen zusammengebaut und dann zum Leben erweckt.
So zumindest hat es die damals 19 jährige britische Schriftstellerin Mary Shelley im Jahr 1816 in ihrem Roman „Frankenstein“ fantasiert, einer frühen Schreckensvision von der Hybris des Menschen, der glaubt, Gott spielen zu können – und mit dieser Hybris die Welt inzwischen an den Rand der Katastrophe geführt hat. Im Deutschen Theater hat die Regisseurin Jette Steckel sich des berühmten Stoffes angenommen (Premiere am 25. 9., 19.30 Uhr, www.deutschestheater.de).
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