: The ones who are mad to live
Jack Kerouac, stets besoffener Vater der Beat Generation, bekommt eine Filmreihe geschenkt
Jack Kerouac hieß eigentlich Jean-Louis Lebris de Keruac. Er lernte erst mit sechs Jahren Englisch, vorher sprach er „Joule“, den französischen Dialekt seiner französischkanadischen Eltern. Und vier Jahre später hatte ihn die neue Sprache schon so überzeugt, dass er sich darauf kaprizierte, Schriftsteller werden zu wollen. Das ist doch mal eine schnelle Entscheidung.
Aber Kerouac sprach und schrieb natürlich nie das breit gekaute, All-over-the-world-Amerikanisch seiner Landsleute. Sondern ein atemloses, schnelles, gleichzeitig laxes und eigenwilliges Englisch. Als der Suff ihn 1969 (47-jährig) geschafft hatte, war er zusammen mit Allen Ginsberg und William S. Burroughs die „beat generation“ in Person geworden, hatte 21 Bücher veröffentlicht, in „Pull My Daisy“ als betrunkener Off-Kommentator eine filmische Version des Beat-Stils hingelegt und sich während seines Aufenthalts in „Big Sur“ im Delirium tremens vom „Bösen, das in einem Berg in der Nähe des Bixby Canyons lebt“, ins Bockshorn jagen lassen.
Am 12. März wäre Kerouac 80 Jahre alt geworden, wenn er ein bisschen mehr auf Schriftssteller und ein bisschen weniger auf dichter Dichter gemacht hätte. Das Acud Kino zollt einen angemessenen „A Tribute To Jack Kerouac“, und zeigt außer dem damals entstandenen Beat-Generation-Film „Pull My Daisy“ und der von Cronenberg inszenierten Burroughs-Verfilmung „The Naked Lunch“ (mit Peter Weller) noch den Conrad Brooks-Film „Chappaqua“, in dem ein drogensüchtiger Amerikaner in Paris eine Schlaftherapie machen will. Außer Ginsberg und Burroughs spielt bei diesem wilden, pop-artig geschnittenen Bildspektakel von 1966 auch Ravi Shankar mit. In der Dokumentation „What Happened To Kerouac“ ist außer seiner Tochter Jan er selbst ein Jahr vor dem Alkoholtod zu sehen. JZ
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