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"The Office" auf DVDDer alltägliche Büro-Wahnsinn

Kommentar von Ekkehard Knörer

Die britische Sitcom "The Office" zeigt die ganz normale Hölle der zwischenmenschlichen Begegnungen im Großraumbüro. Der deutsche Ableger "Stromberg" ist nicht weniger bissig.

Hallöchen, Frau Kollegin. Heute schon einen dummen Spruch abgekriegt? Bild: dpa

D as Büro als Schauplatz des Horrors, als Hölle, die die anderen sind und die man den anderen ist: Darum drehte sich, mit Lust an der äußersten Konsequenz, die britische Sitcom "The Office". Der Ort ist ein Gewerbegebiet in einer südenglischen Stadt mit dem auch schon unschönen Namen "Slough". Die Hölle, die in Slough los ist, ist die alltägliche Hölle der zwischenmenschlichen Begegnung in ausweglos enger Nachbarschaft im Großraumbüro. Die Folter besteht darin, dass man den Marotten und dem Humor jener Mitmenschen nicht entkommt, die die Karriere, die in diesem Fall keine bedeutende ist, gemeinsam mit einem selbst an diesen Ort geführt hat. Um Papierwaren geht es im Büro von "The Office". Nichts, was einer aus beruflichen Gründen hier treibt, weckt aber Witz oder Leidenschaft oder Neugier. Man erfährt wenig davon; man sieht die Angestellten auch kaum bei der Arbeit im engeren Sinn. Dafür erlebt man, wie die Kolleginnen und Kollegen einander in den Wahnsinn treiben. Und, sehr viel schlimmer, das auch noch für die Normalität halten, die es womöglich ist und als die es die Abermillionen Fans des Originals und diverser Nachahmerprodukte (in Deutschland: "Stromberg") begriffen haben und begreifen.

Der Blick der Serie ist der der Dokumentation. Der Vorspann, die Kamera und die direkten Gespräche mit allen Beteiligten erzeugen den dokumentarischen Anschein des quasiethnologischen Interesses an den Ritualen und Abläufen im Büro. Die Einblicke, die man bekommt, in den Alltag dessen, was Arbeit heißt, in die Normalität dessen, was ein Mitmensch ist, sind oft genug niederschmetternd. Komisch ist das, weil bewusst auf die Spitze getrieben. Und an der äußersten Spitze der komischen Unerträglichkeit befindet sich, als Essenz einer Bürokreatur, der Chef der Abteilung, David Brent, gespielt vom Serienerfinder und neben Stephen Merchant hauptsächlichen Autor, Ricky Gervais, dem nach langen Jahren einer eher mediokren Komödiantenexistenz mit "The Office" der ganz große Wurf gelang.

Sein David Brent ist eine Figur, an der das Komische und das Tragische gänzlich ununterscheidbar werden; ein Charakter, der jeden Funken von Mitleid, den er erweckt, im nächsten Moment wieder erstickt. Ein im gleichen Maße übergewichtiger wie unterbelichteter Mann, der sich für schlank und witzig und geistreich hält, es aber nicht ist; der nach Bestätigung lechzt und dabei vor den peinlichsten Selbsterniedrigungen nicht zurückschreckt; einer, der nie er selbst ist, weil er den, der er wäre, nicht akzeptieren kann - nur dass der, als den er sich gibt, vollends unerträglich ist. David Brent überschätzt sich sozusagen mit voller Absicht selbst und ahnt doch den Wicht, der er ist und über dessen wie der anderen Bürowichte Köpfe hinweg er allen, die vermeintlich seines Kalibers sind, in die Kamera hinein immerzu zuzwinkert.

Dazu kommt seine Macht; sie ist nicht riesig, aber vorhanden. Er ist eben ein Vorgesetzter und mit der Vorsetzung ist es im Büro ein wenig wie mit der Vorsehung: es lässt sich wenig dagegen ausrichten. Also werden die Mitarbeiter eher selbstdestruktiv. Der abgrundtief humorlose Gareth (Mackenzie Crook) arbeitet sich am in jeder Hinsicht sympathischeren Tischnachbarn Tim (Martin Freeman) ab. Der würde gerne Psychologie studieren und richtet sein Begehren auf die Rezeptionistin Dawn (Lucy Davis), die gerne Kinderbuchillustratorin wäre. Aus allem wird aber immer nichts. In der ersten Staffel kämpft die Abteilung in Slough gegen die Verlegung; in der zweiten kommt die (mysteriöserweise) statt ihrer verlegte Abteilung nach Slough. David bekommt seinerseits einen Vorgesetzten, was ihn im Vergleich noch mickriger macht, aber mitnichten erträglich. Nach zwei Staffeln war alles gesagt, befanden die Macher der Serie. Zwei Specials gibt es, in denen das Fernsehteam nach drei Jahren noch einmal zurückkehrt. Nichts ist zum Besseren gewendet. Eigentlich ist "The Office" eine Komödie ohne befreiende Wirkung: eine einzige Verkettung von Peinlichkeiten, die Anlass zum Sichwinden gibt. In Deutschland ist das Original nun erstmals inklusive Specials komplett auf DVD erhältlich.

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