Teufelsberg: Fahrstuhlschacht frisst Kunst

Bezirk untersagt Festival artbase wegen Sicherheitsbedenken. Veranstalter hatte es nicht angemeldet.

Zu gefährlich für Kunst: Der Teufelsberg. Bild: dapd

Viel Arbeit umsonst gemacht: Mehr als 100 internationale Künstler waren für das kleine Urban-Art-Festival artbase nach Berlin gekommen, um am Teufelsberg die Gebäude der ehemaligen Radarstation zu bemalen und Bäume mit gefärbter Wolle zu umwickeln. Doch der für dieses Wochenende geplanten Veranstaltung auf dem Teufelsberg kam das Bezirksamt in die Quere.

Die artbase auf dem Teufelsberg sei mit den Grundstücksinhabern, der Investorengemeinschaft Teufelsberg, abgesprochen gewesen, sagt artbase-Veranstalter Maarten de Jonge. Auch Hanfried Schütte, einer der Inhaber der Investorengemeinschaft, bestätigt die Absprache gegenüber der taz. Allerdings haben die Organisatoren versäumt, ihr Festival beim zuständigen Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf anzumelden.

„Es wurde nie ein Antrag gestellt“, sagt Marc Schulte, zuständiger Bezirksstadtrat für Ordnung und Stadtentwicklung. Erst als das Bezirksamt durch die „massive Werbung“ von der Veranstaltung erfahren habe, sei es eingeschritten. Das Gelände sei nicht gesichert, neben offenen Fahrstuhlschächten könne von „asbestähnlichen Materialien“ eine Gefahr ausgehen. Deshalb sei keine Genehmigung erteilt worden.

Die Veranstalter wollen das nicht gelten lassen. „Wir sind doch keine Chaoten“, sagt de Jonge. Sie hätten 80 Bauzäune zur Sicherung des Geländes aufgestellt. „Dieses durch Angst gesteuerte Verhalten ist langweilig“, sagt er. Ziel der artbase sei es, an speziellen Orten zu sein, um verstärkt zum Denken anzuregen und die Gesellschaft zu verändern.

Im vergangenen Jahr hatte die artbase-Gruppe zum Grabowsee nähe Oranienburg geladen – auch hier ohne Erlaubnis der zuständigen Behörden, die von dem Event allerdings nichts bemerkten.

„Sie haben Angst, dass wir den Wald kaputt machen“, sagt Shalmon Abraham, Pächter des Teufelsberg-Areals, der dort seit 2011 Führungen anbietet. Dabei habe es in der Vergangenheit auf dem Teufelsberg durchaus genehmigte Veranstaltungen gegeben, etwa eine Theateraufführung vom Hebbel am Ufer.

Ursprünglich sollten auf dem Teufelsberg, wo US-Streitkräfte bis 1992 eine Radar-Abhörstation betrieben, Eigentumswohnungen und ein Hotel entstehen. 1996 kauften die Kölner Investoren Schütte und sein Partner Hartmut Gruhl das Grundstück. Das Vorhaben scheiterte an Protesten. Noch heute stehen die Musterwohnungen. Im Jahr 2004 verlängerte der Senat die Baugenehmigung der Investoren nicht, ein Jahr später wurde die Fläche als Wald ausgewiesen.

Beim Verbot gehe es keinesfalls um Kulturfeindlichkeit, sagt Bezirksstadtrat Schulte. „Wir sind auch an einer Nachnutzung interessiert und führen im September Gespräche mit den Inhabern.“ Allerdings halte die Polizei das Gelände derzeit für nicht nutzbar.

500 Besucher habe er erwartet, sagt de Jonge. Alles sei gut organisiert gewesen. Er glaubt, dass trotzdem einige kommen werden. Er bedauert die Haltung der Behörde: „Man muss immer Räuber und Gendarm spielen.“

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