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Terror in PakistanAngriff auf Börse in Karachi

Bei einem Angriff mit Handgranaten und Sturmgewehren auf die Börse von Karachi hat es sieben Tote gegeben. Separatisten aus der Provinz Balutschistan bekennen sich.

Der abgesicherte Anschlagsort an der Börse in Karachi in Pakistan am 29. Juni Foto: Xinhua/imago images

Karachi ap/taz | Bei einem Terrorangriff auf die Börse in der pakistanischen Wirtschaftsmetropole Karachi sind mindestens drei Sicherheitskräfte und alle vier Angreifer getötet worden, teilte die Polizei am Montag mit. Ein Sonderkommando wurde schnell am Tatort eingesetzt und sicherte das Börsengebäude ab. Später bekannten sich Aufständische aus der Provinz Balutschistan zu der Tat.

Die Angreifer seien mit Handgranaten und Sturmgewehren bewaffnet gewesen, hieß es von der Polizei. Sie hätten am Eingang das Feuer eröffnet und seien dann auf das Gelände eingedrungen, teilte ein Polizist vor Ort mit, Rizwan Ahmend. An ihren Leichen seien Essensvorräte gefunden worden; offenbar hätten sie eine längere Besetzung des Gebäudes geplant gehabt.

Lokale Fernsehsender zeigten Aufnahmen von schwer bewaffneten Einsatzkräften vor dem Gebäude. Die Angreifer sollen nicht in das Gebäude gelangt sein, in dem vor der Corona-Pandemie täglich mehrere tausend Personen gearbeitet haben.

Der Börsenmakler Yaqub Memon sagte der Nachrichtenagentur AP, dass er und andere während des Angriffs in ihren Bürozimmern Schutz gesucht hätten. Als die Angreifer tot gewesen seien, habe die Polizei alle Börsenmakler und Mitarbeiter in einem Raum versammelt. Sicherheitskräfte hätten dann von Stockwerk zu Stockwerk überprüft, ob irgendwo Sprengstoff sei. Auch der Polizeisprecher Shazia Jehan sagte, ein Team von Bombenentschärfern sei im Einsatz.

„Baluchistan-Befreiungsarmee“ bekennt sich

Die „Balutschistan-Befreiungsarmee“ (BLA) reklamierte den Terrorangriff für sich. Balutschistan grenzt an die Provinz Sindh, von der wiederum Karachi die Hauptstadt ist. Dort haben die Aufständischen in den vergangenen Jahren vermehrt Anschläge verübt. In Balutschistan kämpfen mehrere zum Teil militante Gruppen für die Unabhängigkeit oder eine Autonomie ihrer rohstoffreichen, aber dünnbesiedelten Provinz. Die BLA wird von Pakistan, den USA und anderen als Terrororganisation gelistet.

Balutschistan spielt die zentrale Rolle im geplanten China-Pakistan Economic Corridor“ (CPEC) aus strategischen Transportwegen und Pipelines. Er soll den von China gebauten und finanzierten pakistanischen Hafen Gwadar am Arabischen Meer mit der chinesischen Provinz Xinjiang verbinden.

CPEC ist der pakistanische Teil von Chinas „Neuer Seidenstraße“ (offiziell: Belt and Road Initiative – BRI) und würde China ermöglichen, im Falle einer Blockade der Straße von Malakka oder von Häfen an der chinesichen Ostküste trotzdem Öl und andere güte aus dem Nahen Osten zu beziehen.

Konflikt in Balutchistan hat strategische Dimension

Pakistans Regierung sieht CPEC als großes Investitionspogramm und erhofft sich einen Entwicklungsschub für die bisher vernachlässigte Provinz Balutschistan. Die dortigen Stämme fürchten aber ihre Marginalisierung und monieren, dass die Projekte vor allem anderen nutzen würden.

Um die meist von China finanzierten Großprojekte zu schützen, sind in Baluchistan vermehrt Sicherheitkräfte im Einsatz. Das hat zu einer Militarisierung der Region geführt. Militante Separatisten, die nach Meinung der pakistanischen Regierung von Indiens Geheimdienst unterstützt werden, drohen mit Anschlägen gegen CPEC-Projekte und Angriffen daran beteiligter Chinesen.

Die Börse in Karachi ist Pakistans größte und älteste, sie gehört heute zu den Börsen in Islamabad und Lahore. Das Gebäude liegt im Herzen des Finanzbezirks von Karachi. In der Gegend befinden sich auch die Zentralbank von Pakistan und mehrere nationale und internationale Geldinstitute.

Karachi war sowohl für seine hohe Kriminalitäts- und Mordrate bekannt wie auch in Pakistan Terroranschläge an der Tagesordnung waren. In den letzten vier Jahren hatte sich die Situation jedoch stark beruhigt.

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