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TennisAuf ins Grüne!

Nach seiner French-Open-Niederlage gegen Rafael Nadal hofft Roger Federer auf die Heilwirkung des Rasens.

Trophäenneid? Rafael Nadal und Roger Federer Bild: dpa

Auf ins Grüne!

Nach seiner French-Open-Niederlage gegen Rafael Nadal hofft Roger Federer jetzt auf die Heilwirkung des Rasens

PARIS taz Die Sportzeitung LÉquipe feierte ihn am Montag auf der ersten Seite mit Großbuchstaben unter dem Titel "PHÉNOMÉNADAL" und beschrieb seine Regentschaft im Staate Roland Garros als Monarchie. In der Tat, Rafael, der Erste und Einzige, verdient jedes Lob. Aber das war auch nie die Frage. Die lautet nach dem dritten Titel des großen Rafael Nadal vielmehr: Wird Roger Federer auch in den nächsten Jahren nichts anderes übrig bleiben, als dem Sieger zu gratulieren, oder gibt es Hoffnung für den Maestro?

Federer sagt, die erneute Niederlage gegen Nadal werde ihn nicht aus der Bahn werfen, obwohl die Enttäuschung zunächst sehr groß gewesen sei. "Das ist nichts, womit ich nicht leben kann. Ist schon in Ordnung." Zumal er nicht findet, dass er sich den Vorwurf machen sollte, in Paris nicht alles probiert zu haben. Insgesamt 60 sogenannte unerzwungene Fehler und eine einzige genutzte Breakchance von insgesamt 17 zeigen allerdings, dass er es nie schaffte, das Spiel zu kontrollieren. Es war Nadal, der bis auf einen leichten Einbruch im zweiten Satz nicht zu erschüttern war.

Von außen sah es so aus, als habe Federer schon eine Viertelstunde vor dem Ende des Spiels eingesehen, dass er auch diesmal keine Lücke im massiven Bollwerk seines Gegners finden werde; er selbst sagt, er habe bis zum letzten Ball daran geglaubt. Aber vor allem glaubt er, dass dieses zweite verlorene Finale in Paris keinen Schluss auf zukünftige Aussichten zulässt. Er sagt: "Ich gehe hier nicht auf den Platz und denke, dass er unschlagbar ist; vielleicht ist er das für die anderen. Ich bin mitten in meiner besten Zeit. Nicht, dass die besten Jahre noch vor mir lägen, aber mit der Erfahrung und mentalen Stärke habe ich bei jedem Turnier eine gute Chance."

John McEnroe, der Guru des Tennis, hatte vor Beginn der French Open gesagt, wenn Federer nicht in diesem oder im nächsten Jahr den Titel gewinne, dann sehe er schwarz für dieses Unternehmen. Nadal versteht die ganze Diskussion nicht und lobt bei jeder Gelegenheit lieber die überragende Klasse seines Gegners. Die Frage, ob er das Gefühl habe, Federer werde diesen letzten fehlenden Titel eines Tages gewinnen, beantwortet er auch mit einem Lob: "Was er bisher geleistet hat, das hat doch sowieso kaum einer vor ihm geschafft. Was verlangt ihr denn alles von ihm? Er ist seit drei Jahren die Nummer eins. Sampras hatte in seiner besten Zeit 5500 Punkte in der Weltrangliste oder so - Federer hat 8000".

Da ist er nicht ganz auf dem aktuellen Stand, aber im Prinzip stimmt die Sache. Mit 7.515 Punkten hat Federer trotz der fünf Niederlagen in diesem Jahr (je zwei gegen Nadal und den Argentinier Guillermo Cañas, eine gegen Filippo Volandri aus Italien) 480 mehr auf dem Konto als zur gleichen Zeit vor einem Jahr. Nadal ist ein kleines Stück näher gerückt, bei 5.225 ist der Abstand um 200 Punkte geschrumpft.

"Es gibt überhaupt keinen Grund, nervös zu werden", sagt Federer. "Wir haben jetzt in diesem Jahr beide einen Grand-Slam-Titel gewonnen, und den Rest sehen wir dann." Wie immer steht der Abschied aus Paris für ihn auch als Symbol für den Aufbruch ins geliebte grüne Land. In Wimbledon den fünften Titel nacheinander zu gewinnen, ist sein großes Ziel. Seinen bewährten Zwischenstopp auf dem Weg dahin beim deutschen Rasenturnier in Halle/Westfalen, wo er den Titel seit 2003 in jedem Jahr gewann, sagte er ab.

Rafael Nadal machte sich nach den üblichen Siegerfotos in Paris auf den Weg nach London, wo er beim traditionellen Vorbereitungsturnier im Queens Club erwartet wird. Er will es ruhig angehen lassen; ein wenig Training, um sich an den Rasen zu gewöhnen, dann ein Auftritt im Doppel und am Mittwoch der erste Versuch im Einzel. So hat er es auch im vergangenen Jahr gemacht, und wie die Geschichte endete, ist bekannt: mit einem Spiel im Finale der All England Championships gegen die Nummer eins des Tennis, Roger Federer. Wen sonst. DORIS HENKEL

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