Tempo-30-Theater : Formal richtig, fatales Signal
Die Hamburger Polizei hatte während der Sommerferien vor zwei Schulen, der am Wördemannsweg in Stellingen sowie jener am Rungwisch in Eidelstedt, die Tempo-30-Schilder abmontiert. Nach Eltern- und Medienprotesten – Letztere inbesondere seitens der auflagenstärksten Boulevardpostille – wurde die Maßnahme gestern Mittag aber wieder rückgängig gemacht. „Bei einem Ortstermin“, so formulierte es am Nachmittag die Nachrichtenagentur dpa, seien Polizeibeamte zu dem Schluss gekommen, „dass es bei der alten Regelung bleiben soll“.
„Rein formal war die Entscheidung, die Schilder abzuhängen, in Ordnung“, berichtet Polizeipressesprecher Ralf Kunz. Dies hätten die „örtlichen Kommissariate“ in Abstimmung mit den übergeordenten Stellen bei einer alle zehn Jahre fälligen, routinemäßigen Überprüfung entschieden. Denn die beiden Schulen haben ihre Haupteingänge an ruhigen Nebenstraßen, allerdings mussten die Kinder auf dem Weg dorthin jeweils eine größere Straße überqueren. Und diese wiederum sind Teil des Straßennetzes, auf dem der Berufs- und Wirtschaftsverkehr ein Vorbehaltsrecht haben. „Trotzdem wurden dort vor zehn Jahren Schilder aufgestellt“, so Sprecher Kunz, „um die Kinder zu schützen.“
Der verkehrspolitische Sprecher der GAL, Jörg Lühmann, nannte den Vorfall ein „Unding“. Das Thema Schulwegsicherheit scheine für den derzeitigen Senat „keine hohe Wichtigkeit“ zu haben. Vom Abbau solcher Schilder gehe ein fatales Signal aus. Lühmann: „Die Polizei hat gerade erst festgestellt, dass viele Autofahrer vor Schulen trotz sichtbarer Radargeräte hemmungslos rasen.“ KAJ