Telekom-Fehler: Hahausen, melde dich
Tagelang waren die 925 Bewohner eines Örtchens im Harz vom Festnetz abgeschnitten. Nun telefonieren sie wieder - und die Telekom gräbt anderswo nach defekten Kabeln.
Die Telekom hat sich inzwischen entschuldigt und findet, dass Bürgermeister Henry Hoffmeister "zurecht sehr verärgert" gewesen sei. Aber man habe getan, was man konnte, bereits am Samstag vergangener Woche und keineswegs erst dann, als die Zeitungen ausführlich darüber berichteten. Und sogar das Fernsehen nach Hahausen reisen wollte, zu seinen 925 Einwohnern, die knappe fünf Tage ohne Festnetz-Telefon hatten auskommen müssen. Aber da ging das Telefon dann ja schon wieder.
Man mag einwenden, dass die Hahausener in Zeiten des Mobiltelefons den Ausfall des Festnetzes einigermaßen hätten verschmerzen können, tatsächlich aber waren gerade die Geschäftsleute äußerst unfroh: Mit dem Festnetz verließ sie auch das Internet und das Mobilfunknetz ist in Hahausen, im nordwestlichen Harz, zuweilen instabil.
Vor allem aber traf der Ausfall, so sagt Christa Hoffmeister, die Frau des Bürgermeisters, die Alten im Ort. Die Telekom zählt rund 900 Anschlüsse in Hahausen, was bei 925 Einwohnern bedeutet, dass entweder jedes Familienmitglied auf einen eigenen Anschluss besteht - oder aber, dass viele Hahausener alleine leben. Eine alte Dame, sagt Frau Hoffmeister, habe dringend in die Klinik gemusst und erst der Nachbar konnte helfen: Der fuhr mit seinem Handy in den Nachbarort und alarmierte von dort den Krankenwagen.
Die Telekom war, so sehr sie sich auch für die Nöte ihrer Kunden interessieren mag, schwierig davon in Kenntnis zu setzen. Der Bürgermeister versuchte es am Freitag vor einer Woche, gab aber nach zwanzig Minuten Warteschleife entnervt auf. Beim zweiten Mal hatte er nach zwanzig Minuten Erfolg. "Ein Einzelfall", sagt die Telekom-Sprecherin für die Region Nord. "In 80 Prozent der Fälle wird man in den ersten 20 Sekunden verbunden." Hoffmeister nicht. Und anders als angekündigt rief ihn die Telekom auch nicht zurück, um ihn auf dem Laufenden zu halten.
Immerhin, sagt die Pressesprecherin, habe man sofort angefangen zu graben und in zwei Meter Tiefe das verantwortliche Kabel ausgemacht. Seit Mittwoch telefonieren die Hahausener wieder und die Telekom grub stattdessen tags darauf nach einem Kabel. In Delmenhorst.
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