: Telefonieren: Gebühren no!
■ Zählimpulse und Sperren fehlen weiter
Berlin (taz/dpa) – Es werde „drei bis fünf Jahre“ dauern, bis ein Standard für die Übermittlung von Zählimpulsen geschaffen ist, meinte gestern Telekom-Vorstand Gerd Tenzer in Bonn.
Das ist ein schwerer Schlag für die neuen Konkurrenten der Telekom. Damit würden noch Jahre vergehen, bis auf den Zählern die Gebühren für Telefonate mit anderen Anbietern ohne Zusatzaufwand erscheinen. Ein Problem ist das zum Beispiel für Hotels oder Krankenhäuser. Sie erfahren damit erst frühestens einen Monat später, wieviel die einzelnen Gespräche eines Gastes gekostet haben. Dann erst kommt die Einzelgesprächsaufstellung, und dann kann die Rechnung für Telefonate geschrieben werden.
Als Ausweg bietet die Telekom jedem Kunden an, grundsätzlich alle 010xy-Nummern zu sperren. Das Rosinenpicken mit dem jeweils billigsten Anbieter wäre dann allerdings unmöglich (siehe taz vom 8.1.). Kunden müßten entweder ganz von der Telekom weg oder könnten wie bisher nur mit der Telekom telefonieren. Denkbar wäre auch, daß einzelne Anbieter bei Hotels oder Firmen mit Software hausieren gingen, die auf ihre Gebühren zugeschnitten ist. Die Hotelkunden könnten dann wenigstens diese Unternehmen alternativ zur Telekom nutzen.
Vorwürfe von Konkurrenten, die Telekom blockiere unfair den Wettbewerb, hat der für den Bereich Technik und Netze zuständige Vorstand Tenzer gestern zurückgewiesen. Allein für die Digitalisierung des T-Netzes, mit der ganz wesentliche Voraussetzungen für den Wettbewerb geschaffen worden seien, habe die Telekom in den letzten drei Jahren zwölf Milliarden Mark investiert. Telekom-Sprecher Stephan Althoff versteht darüber hinaus die Überraschung bei den Konkurrenten nicht: „Das ist doch vertraglich festgelegt. Seit einer Sitzung am 26. Juni 1997 ist bekannt, daß der Gebührenimpuls nicht übermittelt werden kann.“
Von Abstimmungsproblemen zwischen den Vermittlungscomputern der Telekom und den Dutzenden von Konkurrenten ist auch die Sperre bestimmter Nummern betroffen. Bisher war es möglich, in Firmen die Telefone für Auslandstelefonate sperren zu lassen. Auch konnten besorgte Eltern so verhindern, daß ihre Sprößlinge über teure 0190-Servicenummern mit „Party- Talks“ oder den Sex-Stöhnnummern die Haushaltskasse leeren. Diese Sperren werden nun umgangen, sobald die 010xy-Netzvorwahl eines neuen Betreibers gewählt wird. Ausweg: aufwendige Sperrverträge mit jedem der neuen Anbieter oder wieder die generelle Sperrung der 010xy-Nummern. rem
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