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Teil-Legalisierung von CannabisChillt mal alle

Kommentar von Andreas Hartmann

Überlastung der Polizei, allerorten Kifferhorden: Das Gejammer vor der Teil-Legalisierung von Cannabis war groß. Was ist davon eingetreten? Nichts.

Bald wird sich zeigen, dass die ganzen Warnungen vor Kifferhorden nichts weiter waren als Hirngespinste Foto: Christoph Soeder/dpa

K eine besonderen Vorkommnisse vermeldete die Berliner Polizei ein paar Tage nach der seit Ostermontag in Kraft getretenen Teil-Legalisierung von Cannabis. Öffentliche Ordnung und Sicherheit wurden durch die Kiffer demnach wider Erwarten nicht gefährdet. Ja, wer hätte das gedacht.

Schwer zu sagen, ob die Polizei selbst an ihre Szenarien geglaubt hat, in denen eine Arbeitsüberlastung heraufbeschworen wurde. Es sei doch kaum möglich, den 100-Meter-Kiffverbotsradius um Jugendeinrichtungen und Schulen zu kontrollieren. Die Polizeibeamten wüssten ja selbst nicht immer, ob an dieser oder jener Stelle eine Schulsporthalle oder ein Jugendclub in der Nähe und damit der Cannabiskonsum verboten sei, so das Lamento. Und jetzt? Nichts.

Die Klage, dass der Ostermontag eine Stunde Null werden könnte, nach der nun überall die Kiffer aus ihren Löchern kommen und wo sie auch gehen und stehen einen bauen, war von Beginn an eine Gespensterdebatte, genährt von einer seit Jahrzehnten die Prohibition begleitenden Paranoia samt Desinformationen über das Konsumverhalten von Kiffern.

Vor allem in einer Stadt wie Berlin, wo noch vergleichsweise liberal mit Cannabiskonsumenten umgegangen wurde, auch als diese noch kriminalisiert wurden, trug das geradezu lächerliche Züge. Hier wurde bereits vor dem 1. April in öffentlichen Räumen teilweise ganz selbstverständlich gekifft. Gesetz hin oder her.

Unsympathen gibt es überall

Ein Wort zum Kinderschutz: Auf Spielplätzen beispielsweise war Kiffen ja noch nie okay und ist es auch jetzt nicht. Diejenigen, die das noch nie einsehen wollten und weiterhin nicht einsehen wollen, gehören nun mal zur Sorte der nicht unbedingt besonders rücksichtsvollen Menschen. Menschen, die auch überall sonst anzutreffen sind und wenigstens unter den Kiffern eine Minderheit darstellen.

Man kann dann – wie früher auch – zwar hingehen und sagen: Kifft doch bitte ums Eck, da halten sich keine Kinder auf, da stört das niemanden. Wird vermutlich nichts bringen. Sie bleiben eben rücksichtslose Menschen.

Unabhängig davon wird sich sowieso bald zeigen, dass die ganzen Warnungen vor den Kifferhorden nichts weiter waren als Hirngespinste. Kiffen in Fußgängerzonen etwa ist tagsüber auch weiterhin nicht erlaubt. Sichtbare Konsequenzen und eine Polizei im Dauereinsatz sind deshalb trotzdem nicht zu befürchten. Schließlich sind Fußgängerzonen in Berlin so unattraktiv, dass man ausgerechnet dort nun wirklich nicht einen rauchen möchte.

Mit der Zeit wird die Mehrheit der Kiffer ohnehin vermutlich ganz entspannt lernen, wo sie erwünscht sind und wo man sie lieber nicht haben möchte.

Friedliche Koexistenz von Kiffern und Nichtkiffern

In der „Bier Bar“, einer Raucherkneipe in Friedrichshain, will man sie zum Beispiel lieber nicht haben. Hier darf Nikotin bis zum Raucherhusten konsumiert und ein Bier nach dem anderen getrunken werden. Aber wer kiffen möchte, sagt zumindest der Betreiber der Kneipe, möge das doch bitte weiterhin vor der Tür tun.

Ein Schild mit der Ansage „Kiffer bitte draußen bleiben“ gibt es nicht und auch die Begründung des Kneipiers ist mit der Aussage „Weil ich das nicht will“ recht dürftig. Sei's drum, es gilt das Hausrecht. Vielleicht wird es irgendwann mal eine Auseinandersetzung mit einem uneinsichtigen Kiffer geben, aber wahrscheinlich nur dann, wenn der davor bereits zu tief in sein Bierglas geblickt hat.

Es wird sich also bald alles einrenken und die Koexistenz von Kiffern und Nichtkiffern wird weitgehend reibungslos funktionieren. Selbst die Gewerkschaft der Polizei scheint langsam zu erkennen, dass immer nur Contra und Widerstand gegen die Teillegalisierung nicht zielführend ist.

„Für uns steht erst einmal fest: Wenn jeder in unserem Land legal kiffen darf, muss das auch für Polizisten möglich sein, natürlich nur außerhalb des Dienstes.“ Das schrieb sie in einer ihrer Presseerklärungen noch kurz vor dem 1. April. Auch Polizisten sollen also kiffen dürfen. Dazu kann man nur sagen: Unbedingt. Aber bitte nicht in, sondern nur vor dem Eingang der „Bier Bar“.

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4 Kommentare

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  • Wie kann man eigentlich gleichzeitig gegen das Rauchen und für das Kiffen sein?

    • 6G
      608196 (Profil gelöscht)
      @QuerBeetLeser:

      Umgekehrt würde ein Schuh daraus...



      Wie kann man Tabak rauchen and Alkoholkonsum goutieren, aber kiffen ablehnen?



      Da liegt der eigentliche, logisch unbegründbare Wiederspruch.

  • "Das Gejammer vor der Teil-Legalisierung von Cannabis war groß. Was ist davon eingetreten? Nichts"



    Ist es nicht ein bisschen früh, nach gerade mal einer Woche ein Fazit zu ziehen?

    • @Krumbeere:

      Wie man sieht, ist schon das Denken von einer Wahl zu r nächsten zu langfristig.



      Aber in diesem Fall verständlich, wenn man so lange sehnsüchtig drauf warten musste.