: Teil-Erfolg durch Streik
■ Sihi-Konzern steigt in Gespräche über Qualifikationsmodell für Entlassene ein
Mit Warnstreiks und betrieblichen Aktionen haben die 450 Beschäftigen des Itzehoer Pumpenherstellers Sterling-Sihi einen ersten Erfolg erzielt. Gestern vereinbarten Management, Betriebsrat und IG Metall, am 30. Juni in „Sondierungsspräche“ einzutreten, um eine „sozialverträgliche Lösung“ für die 120 Beschäftigten zu finden, die im Rahmen der Umstrukturierung des europaweit operierenden Sihi-Konzerns wegrationalisiert werden sollen.
IG Metall und Betriebsrat haben dafür eine Tarifkommission zum Abschluß eines betrieblichen „Ergänzungsvertrages“ gebildet, um notfalls streikfähig zu sein. „Solange diese Sondierungsgespräche laufen“, erklärt Betriebsrat Reimer Lühr, „wird die Arbeit aber wieder aufgenommen“. Werde keine vernünftige Lösung gefunden, warnt er aber, „steht der Laden wieder sofort still“. Auch der örtliche IG Metall-Chef Uwe Zabel zeigt sich noch zurückhaltend: „Solange verhandelt wird, wird auch nicht geschossen.“
Da die Gewerkschaft den Arbeitsplatzabbau in dem Konzern grundsätzlich nicht verhindern kann, streben IG Metall und Betriebsrat einen Vertrag für die vom Kahlschlag Betroffenen an, in dem vernünftige Vorruhestandsregelungen und von der Firma finanzierte Qualifizierungsmaßnahmen vereinbart werden sollen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen ausgeschlossen und eine Standortsicherung durchgesetzt werden.
Derartigte Qualifizierungsgesellschaften gibt es bereits in mehreren Nord-Metall-Betrieben. Zum ersten Mal setzte die IG Metall dieses Modell vor zwei Jahren bei der Dosenfabrik Züchner in Barmstedt durch. In der neugegründeten Gesellschaft kamen 118 Züchner-Leute für zwei Jahre befristet unter. Sie erhielten Kurzarbeitergeld, das vom Konzern auf 100 Prozent des letzten Netto-Lohns aufgestockt wurde. Zudem übernahm Züchner die Kosten für Weiterbildungsmaßnahmen.
Sihi-Betriebsratschef Bodo Baranek hofft nun, daß der „Druck der Belegschaft ausreicht, auch eine derartige sozialverträgliche Lösung durchzusetzen“.
Kai von Appen
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