: Teherans Mann im Hintergrund
■ Der Dolmetscher Wahid Gordji ist für die Polizei ein „Geheimdienstchef“ / Der Sohn des ehemaligen Khomeini–Leibarztes organisierte studentische Khomeini Anhänger
Paris (dpa) - Ein Mann wird voraussichtlich in der iranischen Botschaft in Paris bleiben, auch wenn alle anderen Diplomaten und Mitarbeiter das Gebäude in der Pariser Avenue dIena in Richtung Heimat verlassen haben werden. Es handelt sich um den 27jährigen Wahid Gordji, der im Mittelpunkt der Botschaftsaffaire zwischen Frankreich und Iran steht, die schließlich zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen geführt hat. Wahid Gordji ist nicht Diplomat. Amtlich ist er lediglich Dolmetscher. Als solcher hat er allerdings zu allen wichtigen Gesprächen von Teherans Vertretung in Paris Zugang. Er ist so zum zweiten Mann der Botschaft geworden. Gordji unterhielt Kontakte zu den Beamten der Nahostabteilung des französischen Außenministeriums und war Dolmetscher bei den Kontakten zwischen der französischen und iranischen Regierung. Die französische Polizei nimmt sogar an, daß er so etwas wie Geheimdienstchef und Leiter eines Terroristennetzes sei. Tatsächlich führen zahlreiche Spuren von im Zusammenhang mit Anschlägen festgenommenen Verdächtigen zu Gordji. Mehrere radikale Moslems, die seit den blutigen Anschlägen im vergangenen September in Paris verhaftet worden sind, hatten Kontakte zu ihm, wurden von ihm mit Material versorgt und arbeiteten für Gordji. Er soll deshalb von dem Pariser Ermittlungsrichter Gilles Boulouque als Zeuge gehört werden. Mehr nicht, aber auch nicht weniger. Daraus hat die französische Regierung eine unabdingbare Voraussetzung für seinen Austausch gemacht. Zu diesem Einfluß kam der 1960 in Iran in einer westlich orientierten Familie geborene Wahid Gordji durch seinen Vater. Der nahm ihn als Kind 1972 mit nach Frankreich, wo er als Arzt arbeitete. Als Ayatollah Khomeini in Neauphle–le–Chateau im Exil lebte, wurde Vater Gordji dessen Leibarzt. Sein Sohn hatte mit ihm Zugang zum Imam. Nach der Rückkehr Khomeinis blieben die Gordjis in Frankreich. Der Vater vermittelte wichtige iranisch–französische Geschäfte. Der inzwischen studierende Sohn organisierte die Khomeini–Anhänger unter den Studenten und soll damals schon für schwere Ausschreitungen gegen iranische Kommilitonen, die Khomeini ablehnten, verantwortlich gewesen sein. Auch in Anschläge gegen Oppositionspolitiker soll er verwickelt sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen