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■ NachschlagTechno-Abschied in der Arena

Mitte Dezember beginnt das Jahr allmählich zu Ende zu gehen. Was jetzt noch nicht getan ist, wird auch noch Zeit haben bis zum nächsten Jahr. Weihnachtsfeiern reichen sich die Hände, Feindschaften werden beiseitegelegt.

Auch einige Kollegen aus der Techno-Szene verabschiedeten sich an diesem Wochenende mit diversen Festivitäten. Werner Vollert, der Chef des „härtesten Clubs der Welt“, also des schon vor einem Jahr totgesagten „Bunker“, der in den letzten Monaten überraschend doch als „Ex-Kreuzclub-b“ weitermachen konnte, hatte am Freitag abend ins Restaurant „12 Apostel“ geladen, um mit Pizza und vielerlei Getränken „tschüs“ zu sagen. Denn nach diversen Querelen mit seinen Vermietern ist nun endgültig Schluß. Für wie lange, weiß auch die BZ-Klatschreporterin nicht. Dafür erzählt sie, daß sie früher selbst gern Steine geschmissen hätte. Vollert, der wieder schick aussah in seinem hellgestreiften Anzug, fand es witzig, daß taz neben BZ saß. Möglicherweise will er mit dem Sohn des Ex- HU-Rektors Fink, der mit Immobilien rummacht, später mal den „Bunker“ kaufen. Eigentlich wollte sich Vollert mit einer letzten Bunkerparty von seinen Gästen verabschieden – kompliziert, zumal die Polizei den Club vor ein paar Tagen schon versiegelt hatte ...

Zum Jahresende meldeten sich auch die Aktivisten von „eve & rave“ noch einmal und stellten, kurz bevor die „Mayday“ in der Arena begann, die Neuauflage ihrer hilfreichen Partydrogenbroschüre im Tresor vor. Entschieden wandten sie sich gegen die wirklichkeitsferne Drogenprohibitionspolitik und berichteten von Repressionen seitens der Stadt. Anfang Oktober wurde beispielsweise das gerichtsmedizinische Institut der HU durchsucht, um die Drogenanalysen, die „eve & rave“ dort durchführen ließen, zu unterbinden. Außerdem hatte man den angeblich 18 Ecstasy-Toten des letzten Jahres nachrecherchiert. Ergebnis: In kaum einem der Fälle gab es eine direkte Kausalität zwischen Drogeneinnahme und Tod.

Das Hauptjahresendeereignis war jedoch die elfte „Mayday“ in der mit 6.000 Besuchern ausverkauften Arena. Die letzten Jahre hießen die Mottos: „Forward ever – backward never“, „Reformation“, „Great Coalition“, „Revolution“. Diesmal „Life on Mars“, also David Bowie und langweilige Kleinstorganismen. 27 DJs legten auf, unter anderem Marusha, WestBam, Carl Cox, C. J. Bolland etc.

Da sie für ihren Set kaum eine Stunde hatten, versuchte sich kaum jemand ernsthaft an der Kunst des Plattenauflegens mit ihren kürzeren und längeren Ekstasen. Statt dessen gab es Fanfarentechno und Effekthascherei. Einige, wie die eher unsägliche Marusha, traten als Popstars auf und riefen Sachen wie „You're fucking great.“ Ein Drittel der Leute lief die ganze Zeit jedoch nur zwischen den Tanzenden hin und her, und als um sechs Carl Cox seinen Set begann, war die Hälfte des Publikums schon gegangen. Ein paar Mädchen ließen sich noch mit WestBam fotografieren, als der von der Bühne stieg – warum auch nicht. Richtig gut war es eigentlich nur bei dem straighten belgischen Psychedeliker C. J. Bolland. Jedes Wochenende gibt es in mindestens fünf Clubs interessante Sachen vor einem engagierteren Publikum zu hören. Wobei der in der Arena vorherrschende Jungprolocharme auch wieder klasse ist, und Spaß hat es natürlich trotzdem gemacht. Detlef Kuhlbrodt

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