piwik no script img

„Tatort“ aus WeimarDa gibt es nichts zu lachen

Der Weimar-„Tatort“ hat ein ganz spezielles Humorrezept: Es wird nicht gelacht. Das ist auch in „Der treue Roy“ so – und das ist gut.

Ermittlerin Dorn (Nora Tschirner) hat ein Problem Foto: MDR/Anke Neugebauer

Der „Tatort“ aus Weimar mit Lessing (Christian Ulmen) und Dorn (Nora Tschirner) war ja eigentlich nur ein Experiment. Damals, an Weihnachten 2013, wollte man lediglich ein „Event“ ausstrahlen. So nennt man das als Sender, wenn man sich die Option offenhalten will, das Ganze bloß nicht wiederholen zu müssen.

Ein gutes Jahr später, an Neujahr 2015, folgte dann das zweite Event mit Ulmen und Tschirner – und nun ist Schluss mit der Eventisierung. Mit „Der treue Roy“ wird das Weimar-Duo in den Regelbetrieb geschickt. Und das ist gut. Denn trotz aller Bedenken, dass da der nächste Schenkelklopfer-„Tatort“ auf uns zurollt, haben es die Autoren (Murmel Clausen und Andreas Pflüger) geschafft, dem Weimar-„Tatort“ einen speziellen Humor zu verpassen.

Wichtigstes Stilmittel dabei: Es wird nicht gelacht. Kein münstersches Haha-Altherren-Rumgefrotzel. Das zieht sich auch durch „Der treue Roy“, dessen Arbeitstitel „Siegrid und Roy“ war. Roy ist Roy Weischlitz (Florian Lukas). Siegrid (Fritzi Haberlandt) ist seine Schwester.

Roy wird eines Tages tot im Stahlwerk gefunden. „Er muss hier beim Ofen ins Schlackenloch gefallen sein und dann wurde er da drüben bei der Schlacke abgeschüttet“, sagt der Schichtleiter. Und so sieht die Leiche auch aus. Doch ist das tatsächlich Roy? Alles deutet darauf hin. Aber: „Irgendwas stimmt doch hier nicht“, sagt Lessing.

Da wäre seine Schwester, mit der er zusammenwohnte und die einen Einbruch ins Haus fingiert hat. Wo ist jetzt Roys Lottoschein mit den sechs Richtigen? Und da ist die Sache mit Kumpel „Flamingo“, dem Roy beim Junggesellenabschied die Hochzeit mit Siegrid vermasselt hat. Roy wollte eine Feuerzangenbowle im Stahlwerk ansetzen. Tja. Ging schief. Flamingo latschte in den flüssigen Stahl, verlor ein Bein – und wird seitdem nicht mehr Karsten gerufen. Im Film wird nicht gelacht.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Die Idee, mit schrägen Charakteren einen Provinzkrimi zu machen, OK. Die Umsetzung war aber unentschlossen. Anstatt die schrägen Figuren ernst zu nehmen, lavieren Regie und Drehbuch an der Klamotte entlang. Wie man es machen kann, zeigte Ende der 1990er Jahre Polizeiruf 110 aus Meck-Pomm mit Kürt Böwe und Uwe Steimle. Hier wurden die Verwerfungen der Wende und der Menschen in der Provinz zartbitter und authentisch verfolgt. Die alternative, etwas wie Kottan ermittelt zu versuchen, dazu hatte man beim MDR nicht den Mut. Und so reduziert sicht der aktuelle Weimar-Tatort auf verbales rumgerotze von Frau Tschirner, deren begrenzte schauspielerische Fähigkeiten ja bekannt sind. Gegen ihr grelles Gehabe verblasste leider die subtilere Fritzi Habelandt als Schwester des Mörders - schade, aber vorhersehbar.