Tarifstreit an Berliner Hochschulen: Audimax der TU besetzt
Hochschulen betreiben Lohndumping mit studentischen Beschäftigten. Die wehren sich in Berlin mit Streiks und Besetzungen.
Am historischen Ort, der seit dem Vietnamkongress 1968 schon so manche Revolte hat kommen und gehen sehen, quartieren sich die Studierenden derzeit ein. Schon am ersten Abend gibt es „Chili con Streik“ (vegan, natürlich), für Getränkenachschub ist auch gesorgt. Gut hundert Menschen bereiten sich auf einen längeren Verbleib vor. Ihr seit Monaten schwelender Tarifkonflikt war bereits ein hinreichendes Training in Geduld.
Da ihr Verhandlungsgegner, der Kommunale Arbeitgeberverband, sich nicht bereit zeigt, die Gehälter der studentischen Beschäftigten an den Tarifvertrag der Länder zu koppeln und einen angemessenen Ausgleich für 17 Jahre ohne Lohnerhöhung zu zahlen, stehen die Arbeitnehmer erneut seit knapp zwei Wochen im Streik. Eine dritte Woche ist bereits beschlossen. Wie es danach weitergeht, ist offen.
Und nun also die Streikzentrale im Audimax der TU. Die Plenardiskussionen sind genretypisch ermüdend lang, aber durchaus zielführend. Die AGs nehmen noch in der Nacht die Arbeit auf. In einer ersten Erklärung wird die bundesweite Relevanz des Streiks betont. Lohndumping mithilfe außertariflicher Beschäftigungsverhältnisse, gerne unter Benutzung studentischer Hilfskräfte, ist schließlich Standard an deutschen Hochschulen.
Die TU verlegt derweil stillschweigend Veranstaltungen aus dem Audimax in andere Räume und vermeidet auch sonst jede Konfrontation. Am Freitag findet ein informelles Treffen der Tarifparteien auf Einladung des Wissenschaftsstaatssekretärs Steffen Krach statt. Eine weitere Eskalation soll offenbar bis dahin vermieden werden.
So müssen die BesetzerInnen am Morgen keine verirrten Kommilitonen vor dem Raum über den Grund der Störung aufklären. Früh wach sind sie dennoch: Ab 6 Uhr lärmt eine Baustelle vor dem Audimax. Manche Besetzungsnächte sind eben kürzer.
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